742 Ueber biblische Theologie in Beziehung
baupten vermögen) mancher philosophisch-kritische Wink
hinzugefügt werden, in wiefern das Historisch-überlieferte
als Zeiteinsicht zu betrachten sey und Wahres nicht ohne Mi-
schung mit übrig gebliebenem Irrwahn enthalte? wie es aber
wohl durch allmähliches Reinigen zuverlässiger geworden sey
und bis dahin selbst mitten unter dem Irrigen das Wahre
desto eher miterhalten und fortgepflanzt habe? Selbst das Ir-
rige nämlich würde nicht Glauben finden, wenn es nicht durch
das beigemischte Wahre scheinbar würde, und umgekehrt fas-
sen die Meisten auch das sich nähernde Wahre nur, wenn es
in gewohnter Einkleidung erscheint.
Nach der Wahrheit zu rühmen ist, dafs der Verf. in der
Ausführung weit mehrZweckmäfsiges geleistet hat, als seine,
in der Vorrede S. VII, wie mir scheint, nicht sehr deutliche ,
Ankündigung erwarten lassen möchte. Nach dieser war es
Sein Vorsatz; „Alles dasjenige zusammen zu stellen, was in
unserer Zeit in den Inhalt der biblischen Theologie aufzuneh-
men ( nöthig ) schien, und die wichtigsten Gegenstände und
Fragen derselben aufzufübren". Seine „Grundzüge" sollten
ferner (was freilich eine grofse Aufgabe ist!) ein System
der reinbihlischen Begriffe zusammenstellen, wie es als Grund-
lage und Norm für die Glaubenslehre und als Ausgangspunct
für die Dogmengeschichte gebraucht werden müfste. Dieses
Beides aber wollte er doch, indem er nur Grundzüge gehe, nur
so thun, dafs seine Schrift nicht nur das eigentliche Material
hinwegliefse (?), sondern auch überhaupt das So und An-
ders , das Mehr und Weniger für die fernere Behandlung frei-
gelassen seyn sollte. Die Ausführung zeigt —- dünkt mich —
den in der Hauptsache gut erreichten Zweck nnd den befolg-
ten Plan befriedigender, als diese Selbstbeschreibung. Auch
von den Materialien und zugleich von literarischen Nach Wei-
sungen vieler vergleichungswerther Schriften gibt das Buch
selbst viel mehr, als die Vorrede erwarten läfst.
Eigentümlich ist es, aber löblich im Plane des Verf.,
dafs er der speciellen biblischen Theologie, die sonst gewöhn-
lich allein gegeben wird, eine ziemlich vollständige Einlei-
tung über Vor begriffe, und besonders über die
biblische, apokryphische und noch spätere Quel-
1 e n , aus denen jene Religionsansichten historisch erkennbar
werden, vorausgeschickt hat; wovon nur die gewählte Ue-
berschrift „Allgemeine" biblische Theologie, nicht pas-
send genug scheint. Doch; eine angemessenere Benennung
baupten vermögen) mancher philosophisch-kritische Wink
hinzugefügt werden, in wiefern das Historisch-überlieferte
als Zeiteinsicht zu betrachten sey und Wahres nicht ohne Mi-
schung mit übrig gebliebenem Irrwahn enthalte? wie es aber
wohl durch allmähliches Reinigen zuverlässiger geworden sey
und bis dahin selbst mitten unter dem Irrigen das Wahre
desto eher miterhalten und fortgepflanzt habe? Selbst das Ir-
rige nämlich würde nicht Glauben finden, wenn es nicht durch
das beigemischte Wahre scheinbar würde, und umgekehrt fas-
sen die Meisten auch das sich nähernde Wahre nur, wenn es
in gewohnter Einkleidung erscheint.
Nach der Wahrheit zu rühmen ist, dafs der Verf. in der
Ausführung weit mehrZweckmäfsiges geleistet hat, als seine,
in der Vorrede S. VII, wie mir scheint, nicht sehr deutliche ,
Ankündigung erwarten lassen möchte. Nach dieser war es
Sein Vorsatz; „Alles dasjenige zusammen zu stellen, was in
unserer Zeit in den Inhalt der biblischen Theologie aufzuneh-
men ( nöthig ) schien, und die wichtigsten Gegenstände und
Fragen derselben aufzufübren". Seine „Grundzüge" sollten
ferner (was freilich eine grofse Aufgabe ist!) ein System
der reinbihlischen Begriffe zusammenstellen, wie es als Grund-
lage und Norm für die Glaubenslehre und als Ausgangspunct
für die Dogmengeschichte gebraucht werden müfste. Dieses
Beides aber wollte er doch, indem er nur Grundzüge gehe, nur
so thun, dafs seine Schrift nicht nur das eigentliche Material
hinwegliefse (?), sondern auch überhaupt das So und An-
ders , das Mehr und Weniger für die fernere Behandlung frei-
gelassen seyn sollte. Die Ausführung zeigt —- dünkt mich —
den in der Hauptsache gut erreichten Zweck nnd den befolg-
ten Plan befriedigender, als diese Selbstbeschreibung. Auch
von den Materialien und zugleich von literarischen Nach Wei-
sungen vieler vergleichungswerther Schriften gibt das Buch
selbst viel mehr, als die Vorrede erwarten läfst.
Eigentümlich ist es, aber löblich im Plane des Verf.,
dafs er der speciellen biblischen Theologie, die sonst gewöhn-
lich allein gegeben wird, eine ziemlich vollständige Einlei-
tung über Vor begriffe, und besonders über die
biblische, apokryphische und noch spätere Quel-
1 e n , aus denen jene Religionsansichten historisch erkennbar
werden, vorausgeschickt hat; wovon nur die gewählte Ue-
berschrift „Allgemeine" biblische Theologie, nicht pas-
send genug scheint. Doch; eine angemessenere Benennung