DOI Heft:
N. 60
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.34622#0329
V 00.
H ei d e t b er ge r
Jahrbücher der Literatur.
W.SchrhtersLebens- undAmtserfabrungen fürprab-
tiscbe Gcistbcbe psycboiogiscb-historiscb dargestellu
Ist hingegen das kindliche und jugenilliche Gemüth auf
die innere Stimme, dais es nur durch Befolgung des Rechten
mit sich .seihst einig und zufriecfen und eben .so gewifs mit
Gott, mit Jesus Christus und mit allen denkbaren guten Gei-
stern in seeliger Harmonie seyn kann, folgsam zu hören an-,
gewöhnt, alsdann mag es ohne Gefahr von dem, was an sich
wahr und nötfug ist, zu irgend andern theoretisch noch so
gefährlich scheinenden Zweifeln und Untersuchungen über-
gehen. Mit besonnener Gemüthsruhe wird es Sich dann in.
jedes Labyrinth von metaphysischen und psychologischen
Räthseln, wenn es dasselbe durchzuforscben ein Bedürfnis
hat, hineinwagenkönnen, und dadurch nip,zum Leichtsinn^
nie zum Verzweifeln an der Wahrheit, sondern zum ailseit.i-
gen Betrachten und durch dieses zum möglichen Stärken seiner
Beurtheilungskraft fortgeleitet werden, wenn es nur zugleich
den Faden der (verachteten) Logik, zu welcher auch als an-
gewandte Verstehenslehre die, Hermeneutik zu rechnen ist ,
Schritt für Schritt entwickelnd fortschreitet und den „reflecti-
renden Verstand" (so verschrieen er seyn mag S. 62.) gar oft
zum Wegweiser herbeiruft.
Des Vfs Reinhold versichert S. 35, dafs er „dem in der
„tnenschlichen Natur tief und ewig begründeten Rationalismus
„als dem wahren Lebensprincip des Ghristianismas es ve.t-
„danke, dafs seine Religionsphilosophie sich nicht in den En-
„tremen verlor, er auch dadurch gegen Aberglauben und Un-
„glauben im inneren Gemüth gesichert gewesen sey. " Aller-
dings wird der Rationalismus, wenn er das Verlangen war^
nur durch Gründe und durch freie Anwendung der Kenntnisse
aller Zeitalter sich überzeugen zu lassen, diese gute Wir-
kung hervorgebracht haben, weil, sovief wir ausder übrigen
XXL Jahrg. Io. Heit. 63
H ei d e t b er ge r
Jahrbücher der Literatur.
W.SchrhtersLebens- undAmtserfabrungen fürprab-
tiscbe Gcistbcbe psycboiogiscb-historiscb dargestellu
Ist hingegen das kindliche und jugenilliche Gemüth auf
die innere Stimme, dais es nur durch Befolgung des Rechten
mit sich .seihst einig und zufriecfen und eben .so gewifs mit
Gott, mit Jesus Christus und mit allen denkbaren guten Gei-
stern in seeliger Harmonie seyn kann, folgsam zu hören an-,
gewöhnt, alsdann mag es ohne Gefahr von dem, was an sich
wahr und nötfug ist, zu irgend andern theoretisch noch so
gefährlich scheinenden Zweifeln und Untersuchungen über-
gehen. Mit besonnener Gemüthsruhe wird es Sich dann in.
jedes Labyrinth von metaphysischen und psychologischen
Räthseln, wenn es dasselbe durchzuforscben ein Bedürfnis
hat, hineinwagenkönnen, und dadurch nip,zum Leichtsinn^
nie zum Verzweifeln an der Wahrheit, sondern zum ailseit.i-
gen Betrachten und durch dieses zum möglichen Stärken seiner
Beurtheilungskraft fortgeleitet werden, wenn es nur zugleich
den Faden der (verachteten) Logik, zu welcher auch als an-
gewandte Verstehenslehre die, Hermeneutik zu rechnen ist ,
Schritt für Schritt entwickelnd fortschreitet und den „reflecti-
renden Verstand" (so verschrieen er seyn mag S. 62.) gar oft
zum Wegweiser herbeiruft.
Des Vfs Reinhold versichert S. 35, dafs er „dem in der
„tnenschlichen Natur tief und ewig begründeten Rationalismus
„als dem wahren Lebensprincip des Ghristianismas es ve.t-
„danke, dafs seine Religionsphilosophie sich nicht in den En-
„tremen verlor, er auch dadurch gegen Aberglauben und Un-
„glauben im inneren Gemüth gesichert gewesen sey. " Aller-
dings wird der Rationalismus, wenn er das Verlangen war^
nur durch Gründe und durch freie Anwendung der Kenntnisse
aller Zeitalter sich überzeugen zu lassen, diese gute Wir-
kung hervorgebracht haben, weil, sovief wir ausder übrigen
XXL Jahrg. Io. Heit. 63