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1058 Dr Fr. Lücke Commentar über die Johannesbriefe
xn müssen. Johannes warnt dieSeinigen: Wenn ihr eigenes
Gemrith oder Denkvermögen ihnen eine Gnosis (scheinbare
Tiefkenntnifs), aber zu ihrem Schaden geben wollte,
etwa um nach Art jener magischen Gnostiker die Liehe nur
in Gedanken oder Worten bestehen zu lassen; so sollten sie
vielmehr daran denken, dais Gott, als der Lehren des Besse-
ren im Christenthum, mehr gelten und die bessere Gnosis ge-
geben haben müsse , als das Gemrith , welches dergleichen
Einfälle hervorbringen könne. Wenn man also durchaus der-
gleichen nachtheilige sittenverderbliche Meinungen nicht unter
dem Schein einer Tiefkenntnifs in sich habe, alsdann könne
sich der Christ der Gottheit mit offenem Muth nähern. —
Besonders bei der berühmten Stelle 5? 7. spricht der Vf.
recht fest und überzeugungsvoll: ,3 Kein Resultat der neueren
^Kritik ist (S. 220.) gewisser, alsdie Unächtheit dieser Stelle I
^Selbst Matthäi, sonst geneigt, alle ^ orthodoxe" Lesarten zu
^vertheidigen, mufste dies zugeben: s. dessen epistolae Ca-
„tholicae p. 138 — 140." Und — mufs Rec. hinzusetzen —
wem hat nun auch die Orthodoxie diese Entschiedenheit zu
danken ? Meist nur Semlers und seines Schülers Griesbachs
rastloser Umsichtigkeit, die sich durch kein Verdächtigmachen
der c'^ociogra zurückschröcken liefs, Gründe über
Gründe aufzutreiben und jeden Schein des Gegentheils aufzu-
lösen. Freilich batte man dies — wie jetzt der Verf. S. 222.
recht gut zeigt — zunächst schon aus dem Zusammenhang
der Stelle ersehen können. Aber zum Sehen sind Augen nö-
thig, welche sehen wollen und nicht vielmehr das Gegentheil
zu sehen eifrigst wünschen. Der Vf. führt recht gut an, wie
der (in vielen Rücksichten verehrungswürdige) A. Bengel
zwar als Criticus die Stelle nicht zu halten vermochte, aber
als Orthodoxe noch auf das Autographum Johanneum oder we-
nigstens auf alios vetustissimos Codices hoffte, welche m cc-
CMÜÜ ad/nrc /greates seyn möchten. Darf
und mufs man hier nicht fragen, in wessen Fufsstapfen am
besten zu treten sey : in jene kritische oder in die sogenannte
orthodoxe? welche selbst den Kritiker Bengel zu höchst un-
kritischen Hoffnungen verleiteten.
Wir führen nur noch Eines an, was auch der Verf. aus
Bengels Apparatus criticus pag. 745. zur Beschämung solcher
herausgehoben hat, welche immer für Gott zu streiten
meinen, wenn sie doch nur das Zion ihrer angeerb-
ten Meinungen bewachen und vertheidigen. Male
strenuos — schrieb Bengel —- iisepraebentinbelüsdomini,
qui ita animum iuducunt: ^dogmati elenchoque meo oppor-
 
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