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Dub'ols: Tacite et sonsieele.

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denn sie besteht fast aus einer geschickt angelegten Aneinander-
reihung citirter Stellen, und macht nach dieser Seite wahr, was
der Verfasser vorgibt, de parier d’apres les anciens. In Hinsicht
der Originalität kann seine Darstellung französischerseits für das
gelten, was wir deutscherseits in der Sittengeschichte Rom’s aus
der Feder Friedländer’s besitzen, das wir unangetastet lassen, es
müsste denn sein, dass wir an besonderen Auszügen Stil und
Charakter der Darstellung darthun wollen. Aus diesen Gründen
müssen wir uns daher bescheiden, die fleissigen und gründlichen
Studien des Verfassers zu zergliedern. Nur zwei Abhandlungen
dürften uns hier näher beschäftigen, die Cäsaren, und das Leben
und die geistigen Fähigkeiten des Tacitus, namentlich diese letzte.
Zunächst will ich die erstere zergliedern. Die Cäsaren, be-
ginnt er, waren Gegenstand des Hasses bei den republikanisch ge-
sinnten Römern, woran besonders Sueton und Tacitus Antheil haben,
während die Sache sich anders herausstellt, wenn man nicht die
Urtheile der letzteren gelten lässt, und die Cäsaren darstellt als
solche. Der Verf. erinnert, dass Claudius das Muster der Trave-
stirung der Cäsaren geworden, und zeigt an, flass er sich an die
Thatsachen aus dem Leben der Letzteren mehr halten werde, als
an ihre Widersprüche. S. 425 ff. Man geisselt politisch die Cäsa-
ren, indem man der kaiserlichen Dienstbarkeit das Gemälde der
republikanischen Freiheit entgegenstellte. .. Unter der Republik
vernichtete Rom die Provinzen, unter den Kaisern wurden die
Provinzen mehr protegirt als die Hauptstadt. Der Verfasser findet
in den Kaisern die Abbilder der Originale aus der Zeit des besten
Republikanismus. S. 428 ff. Gleich darauf begegnete der Verf. dem
Einwande, dass das römische Volk seine Freiheit verkaufte, um
ernährt zu werden, womit eigentlich eine Satire auf die Republik
gemacht sei. Er sagt, dass die Cäsaren nicht blos nützlich, son-
dern auch nothwendig waren, und erörtert zuletzt die Ursachen,
warum die Cäsaren so angeschwärzt wurden. S. 431. Er unter-
sucht dann das Wesen ihrer Macht als römischer Kaiser S. 435,
weist nach, dass Rom’s Institutionen nicht theoretisch sich ent-
wickelte, sondern unter der Herrschaft des Usus standen, der das
Princip war S. 440 ; handelt von der (wie er es nennt) infatuation
der Kaiser und von dem Ueberwiegen ihres personnalisme über
Politik S. 452 ; protestirt gegen das Travistiren der Cäsaren mittels
sogenannter Epitheta oder Schlagwörter. Er verurtheilt das als
Declamation, und unwürdig des Geschichtschreibers. Die Regierung
der Cäseren verdient ein apartes Studium, um, jenem summarischen
Verfahren gegenüber, zu tieferen Resultaten zu gelangen S. 463.
Das waren Alles erst allgemeine Betrachtungen. Der Verf. prüft
jetzt die Tragweite der öffentlichen Gerechtigkeit (Lynch) gegen
die Cäsaren seit Nero, und bis zu den Antoninen herab, kurz,
aber hinreichend S. 466. Als Fortsetzung hiezu dient No. IX: Die
patricischen Stoiker rivalisiren gegen die Kaiser, wie sich leicht
 
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