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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins. 733
dem Knöchel: eine zweite mehr in der Mitte. Die Wadenmuskeln
waren stark contrahirt.
Es wurde ein Versuch gemacht, den Fuss in der Chloroform-
narkose und bei rechtwinckliger Beugung des Unterschenkels zu
reponiren. Indess war dies völlig vergeblich, da die schon länger
bestehende Muskelcontraktur sich in keiner Weise überwinden
liess. Es blieb nichts übrig, als den innern Knöchel mit der unteren
Gelenkfläche der Tibia zu reseciren, was in Rücksicht auf die gün-
stigen Resultate welche B. v. Langenbeck neuerlichst durch die
Resection am Fussgelenke erreicht hat, um so eher geschehen durfte,
als das Periost vollkommen zurückgestreift war und man also eine
Regeneration erwarten durfte. Die Operation wurde am 23. April
vorgenommen und ein 3/4 Zoll hohes Stück mittelst der Stichsäge
entfernt. Die Reposition des Fusses gelang jetzt mit Leichtigkeit.
Der Fuss wurde von langen Spreukissen unterstützt und mit einer
Scultet’schen Binde umgeben in einen Heister’schen Kasten ge-
lagert. (Nach neuen Erfahrungen würde der Vortragende einem
gefensterten Gypsverbande den Vorzug geben.) Die Heilung er-
folgte ohne Schwierigkeit, wiewohl noch einige dünne Splitterchen
die Fibula später ausgezogen werden mussten. Die Beweglichkeit
des Fussgelenks ist durch passive und aktive Bewegungen ziemlich
gut erhalten, die Form sehr befriedigend, die geringe Verkürzung
beim Gange nicht bemerkbar. Bei der Vorstellung des Patienten
überzeugte sich die Gesellschaft, dass der innere Knöchel sich voll-
kommen regenerirt hatte und dass der Kranke bereits recht gut
auch ohne Stock zu gehen vermochte.
Prof. 0. Weber stellte ferner ein 17jähriges Mädchen vor, bei
welchem eine starke Gontraktur der Finger in Folge einer Ver-
brennung durch Excision der Narbe und permanente Dehnung der
Granulationen vollkommen geheilt hatte. Die Kranke war als Kind
mit der Hand gegen den glühenden Ofen gefallen. In Folge der
Vernarbung war der fünfte Finger bis in die Vola, der vierte
Finger etwas weniger, Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger bis zu
starker Beugung nach einwärts gezogen, wie der vorgelegte Gyps-
abguss zeigte. Die Nachbehandlung nach der Excision muss mit
grosser Sorgfalt geleitet werden, indem die Granulationen täglich
durch starke Dorseiflexion getrennt werden müssen. Ausserdem
muss die Hand fortwährend bis die Narbe ganz weich und nach-
giebig ist in der stärksten Streckung befestigt bleiben. Die von
vielen noch bezweifelte Wirksamkeit dieses Verfahrens, welches man
auch bei frischen Verbrennungen und bei traumatischen Defecten
der Haut mit grossem Vortheile anwendet, hatte in diesem wie in
andern von Busch und 0. Weber behandelten Fällen eine sehr gute
Herstellung der Form und Brauchbarkeit der Hand ergeben.
 
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