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784 Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
11. Vortrag des Herrn Dr. J. H.Knapp: »lieber die bei
der epidemischen Cerebrospinalmeningitis vor-
kommende Erkrankung des Augapfels«,
am 14. Juli 1365.
(Das Manuscript wurde eingereicht am 17. Juli 1865.)
Bei der in den letzten Jahren in der Gegend von Rastatt
epidemisch und in Heidelberg sporadisch auftretenden Meningitis
cerebrospinalis wird eine so eigenthümliche und in ihrem Verlaufe
sich so gleichbleibende innere Augenentzündung beobachtet, dass
mich der erste mir davon zu Gesicht gekommene Fall lebhaft an
zwei unter denselben Erscheinungen erblindete Augen erinnerte,
deren Augenkrankheit angeblich im Verlaufe des Typhus aufgetre-
ten war. In Kreitmair’s vor Kurzem erschienenen Bericht*)
über seine Augenheilanstalt zu Nürnberg finde ich darüber eine
kurze Notiz. Er hält die Erkrankung für eine Iridochoroiditis, be-
obachtete davon einen Fall auf der Höhe der Hornhautentzündung
und mehr als ein Dutzend nach Ablauf derselben. Ich selbst habe
bis jetzt 10 Fälle der Art, sämmtlich nach Heilung der Meningitis,
beobachtet. Nach statistischen Erkundigungen, die ich bei Rastatter
Aerzten: Haug, Oster, Bopp einzog, werden etwa 4 bis 5°/o der
an Meningitis cerebrospinalis Erkrankten von Augenentzündung
befallen.
Symptome. Die fragliche Augenerkrankung tritt gewöhn-
lich während der 2. und 3. Woche der Hirnhautentzündung ein und
zwar unter dem Bilde einer mehr oder weniger heftigen Iridocho-
roiditis exsudativa, welche in den allermeisten Fällen schon binnen
2 bis 4 Tagen zu völliger, unheilbarer Erblindung führt. In der
Mehrzahl der Fälle, 7 unter den 10 von mir beobachteten, waren
die Reizerscheinungen gering: leichter Augen- und Stirnschmerz,
der oft durch das Hirnleiden völlig verdeckt wird, mässige sub-
conjunktivale Injektion um die Hornhaut mit dicken, bläulichen,
geschlängelten, episkleralen Gefässstämmen; dabei die Iris ver-
färbt, der Pupillarrand mit isolirten kleinen, meist braunen Syne-
chien besetzt, Pupille ziemlich eng, leicht getrübt; durch dieselbe
sieht man, nach Aussage der Rastatter Aerzte, schon in den ersten
Tagen der Augenerkrankung das Innere des Auges weisslich
grau. In andern, weniger zahlreichen Fällen sind aber auch die
Reizerscheinungen heftig: starke Röthe und seröse Anschwellung
der Bulbusbindehaut, röthliche, ödematöse Lidschwellung, gelbröth-
liche Verfärbung der Iris, rauchig trübe Pupille, Hypopyon, welches
den grössten Theil der vorderen Kammern, ja einmal diese ganz
füllte.
Der Verlauf schwankt zwischen einer und mehreren Wochen.
Die starken Reizerscheinungen, wenn sie vorhanden sind, schwinden

*) Aerztl. Intelligenzblatt für Bayern 1865. Nr. 21. u. 22.
 
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