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Verhandlungen des naturhistorisch-medicinischen Vereins. 785
immer in der ersten Woche. Die Iris bleibt verfärbt und wird immer
atrophisch, die kleinen zarten Synechien verlötheten nur in
einem Falle die verengte Pupille ganz, so dass der Einblick in’s
Innere verhindert war. Die Hornhaut bleibt klar und empfindlich,
die episkleralen Gefässe sind oft noch nach Monaten stärker inji-
zirt, länger als 6 Wochen aber sind selten mehr als einzelne Stämme
derselben hyperämisch, die vordere Kammer hat normalen Inhalt,
ist aber immer seicht durch Vorwärtsdrängung der Iris und Linse.
Diese Vorbauchung der Iris ist in der Regel einfach kugelförmig,
manchmal aber auch konisch, so dass im äussern peripherischen
Drittheil die Irisebene in normaler Lage ist, die übrigen zwei
Drittheile aber als ein schroff ansteigender Kegel vorspringen. Die
Linse fand ich nur in einem Fall in den ersten Monaten getrübt,
in den andern blieb sie hinreichend klar, um eine Einsicht in’s
Innere des Auges zu gestatten. Dieses ist nun char ak t eris ti s ch:
der Augengrund ist mit blosem Auge, ohne Augenspiegel, immer
zu sehen. Er erscheint beträchtlich, oft bis dicht an die Linse,
vorgerückt. Seine Färbung ist weissgrau oder weissgelb, immer
matt, niemals schillernd, wie beim Fungus retinae. Die Oberfläche
ist ziemlich eben und zuweilen von einigen rothen Streifen durch-
zogen. Die Mitte des Augengrundes liegt am tiefsten und entzieht
sich zuweilen dem Blick. Der Bulbus ist immer kleiner und
weicher. Seine Bewegungen fand ich ungestört*). Unter den
10 Fällen war 9 Mal das andere Auge vollkommen gesund ge-
blieben, 1 Mal waren beide Augen unter den erwähnten Er-
scheinungen erblindet. Einmal war die einseitige Erblindung com-
binirt mit doppelseitiger Taubheit, in den übrigen 9 Fällen war
das Auge, nach geheilter Krankheit, das einzige nicht vollkommen
wieder funktionsfähig gewordene Organ. In den 10 von mir be-
obachteten Fällen war die Erblindung eine vollständige,
nur in einem zeigte sich, bei fast gänzlichem Pupillarverschluss, noch
quantitative Lichtempfindung ohne Sehfeldbeschränkung. Ich machte
Iridektomie, die schnell heilte. Die Patientin konnte am sechsten
Tage Finger in der Nähe zählen. Die Untersuchung ergab gelb-
weisse Trübungen in der G-egend des hinteren Linsenpols, die sonst
immer veränderten Seitentheile des inneren Auges, soweit ein Ein-
blick möglich war, nicht abnorm. Kreitmair gibt an, dass
das Knäblein, welches er auf der Höhe der Entzündung beobachtet,
mit theilweiser Synechie und leichtem Strabismus, jedoch sehend
(wieviel?) davon kam. Zwei andere Kinder hätten sich, trotz fort-
geschrittener Aderhautexsudation, bedeutend gebessert, die übrigen
seien unheilbar erblindet. — Die Augapfelaffektion bei der

*) Auch den in Niemeyer’ s Brochüre über die epidemische Cerebrospinal-
meningitis als Keratomalacie (?) angeführten Fall sah ich in Rastatt. Er bot
die gewöhnlichen Erscheinungen: vordere Kammer seicht, Iris atrophisch,
weissgraue Massen im Glaskörper, Auge klein und weich, Hornhaut klar.
 
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