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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schulze, Otto: Ein Nachwort zur Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0029

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INN EN-DEKORATION

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ENTWURF UND AUSFÜHRUNG HOF-
MÖBEL-FABRIK A. BEMBE—MAINZ.

Speise- und Festsaal im Offiziers-Kasino des Hess. Inf.-
Leib-Regiments » Groß'herzogin* in Mainz. Stil modern.

vieles besser geworden im Handwerk, bei den Schulen.
Die allgemeine wirtschaftliche Lage ist eine gute, das
beweisen die vielen Ausstellungen, an denen die Haupt-
faktoren unseres Erwerbslebens beteiligt sind. Daß
mancher Handwerker, mancher Industrielle, ja auch
mancher Künstler dabei schlecht abschließen, das bringen
alle Geschäfte mit sich, die auf Risiko gemacht werden
und damit Opfer fordern.

Ich bin fest davon überzeugt, daß es an sich
wirtschaftlich gleich ist, wer Unternehmer dabei ist,
der Kaufmann oder der Künstler, denn auch der
Künstler muß zum Kaufmann werden, wenn seine
Unternehmungen gedeihen sollen, d. h. die ihm dienen-
den Handwerker ebenfalls verdienen sollen. Auch das
Dresdner Unternehmen war kaufmännisch aufgebaut,
das Darmstädter von 1901 war es nicht, man hatte
absolut nicht kaufmännisch gewirtschaftet. Verächtlich
und verwenlich bleibt es aber immer, wenn ein stärkerer
Teil sich auf Kosten des schwächeren bereichert, oder
der Intelligentere sich auf Rechnung des Harmloseren
Lorbeeren pflückt. Vlagen, die gerade hierüber laut
geworden sind, dürften wohl auch gehört werden müssen.
Daß mancher Künstler schon ganz erhebliche Opfer
vom Handwerker gefordert hat, um seine Ideen durch-
zusetzen , ist nicht zu leugnen; manches wird aus-
probiert bis es klappt, manches Stück Holz wird ver-

schnitten, mancher Anstrich wiederholt bis »Stimmung«
erreicht ist. Das paradiert natürlich auf Ausstellungen,
denn es bleibt im besten Sinne Ausstellungskunst.
Immernoch wird das Beste fürs Leben direkt gearbeitet,
und hieran ist die gute Industrie wie das gute Hand-
werk im gleichen Maße beteiligt. Gehen wir zu unsern
ersten Firmen und zu ersten Handwerksmeistern; auch
sie wissen Mittel und Wege zu finden, sich gute, künst-
lerische Entwürfe zu verschaffen, demgemäß gute Arbeit
zu liefern, um ihre Auftraggeber zu befriedigen. Gerade
der technisch vollendet schaffende Kunsthandwerker ist
heute mit Träger der modernen Kunstideen. Die
moderne Bewegung hätte gar nicht so gewaltig zum
Durchbruch kommen können, wenn das Handwerk
versagt hätte. Man sei also gerecht und gönne auch
ihm einen Anteil von Gewinn und Anerkennung.

Es ist uns doch bekanntlich noch in frischester
Erinnerung, wie viel schlechtes, unvergorenes Zeug wir
noch vor wenigen Jahren durch Künstlerlaune beschert
erhielten. Auch die Künstler haben vom Handwerker
inzwischen viel gelernt. Gerade Dresden hat das jetzt
bewiesen. Mehr und mehr ist wieder ein Materiai-
und Werksiii zur Geltung gekommen, der auch innere
Werte hat. Bruno Paul, der in Dresden meines
Erachtens am besten abschnitt, hat seinen Erfolg nicht
zuletzt den ihm in die Hände arbeitenden Handwerkern
 
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