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INNEN-DEKORATION
Etagenhäusern verboten sich die
malerischen Absichten meistens
von selbst.
Überhaupt lag in dieser stark
betonten Neigung zum Malerischen
ein romantischer Zug, der eigent-
lich dem Geist unserer Zeit fremd
ist. Eine Fülle von Anregungen
war gegeben, und der starke
Gehalt an persönlicher Empfin-
dung und künstlerischer Phantasie,
durch den sich die besten dieser
Häuser auszeichnen, beweist, daß
man nicht nur praktisch, sondern
auch künstlerisch einen entschei-
denden Schritt vorwärts gekommen
war. Die akademische Nüchtern-
heit war überwunden, der schöpfe-
rischen Gestaltungskraft war freie
Bahn geschaffen. Es galt, die ge-
wonnenen Resultate festzuhalten
und doch ein gewisses Über-
schäumen künstlerischer Form-
freudigkeit zurückzudämmen.
In dieser Richtung ist in
neuester Zeit in der Tat eine deut-
PKOFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.
Einfaches Büfett u. Anrichte. Eiche hell gebeizt.
eigentlich nur für Burgen und Festungs-
werke charakteristisch ist. Das Bürger-
haus mußte sich schon als eingebautes
Fassadenhaus in die Grundform der Sym-
metrie einfügen; die Unregelmäßigkeit
tritt mehr in den Einzelheiten auf: an
Fenstern, Erkeranbauten u. dergl. Und
auch da nie als Selbstzweck, sondern nur
wenn sie notwendig war. Man war also
doch wieder in den Burgenstil hinein-
geraten , was sich auch in der Vorliebe
für aufgebaute Ecktürme, übertrieben
massive Mauern u. dergl. äußerte. Auch
konnte sich diese Freude am malerischen
Bauen nur an verhältnismäßig teuern
Wohnhäusern betätigen: an den frei-
stehenden Einfamilienhäusern der Villen-
viertel, im Innern der Stadt allenfalls an
Eckhäusern. An der Mehrzahl aller
heutigen Wohnhäuser, an den einfrontigen
PROKESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.
Waschtisch.
Ausführung: Vereinigte Werkstätten
für Kunst im Handwerk—München.
INNEN-DEKORATION
Etagenhäusern verboten sich die
malerischen Absichten meistens
von selbst.
Überhaupt lag in dieser stark
betonten Neigung zum Malerischen
ein romantischer Zug, der eigent-
lich dem Geist unserer Zeit fremd
ist. Eine Fülle von Anregungen
war gegeben, und der starke
Gehalt an persönlicher Empfin-
dung und künstlerischer Phantasie,
durch den sich die besten dieser
Häuser auszeichnen, beweist, daß
man nicht nur praktisch, sondern
auch künstlerisch einen entschei-
denden Schritt vorwärts gekommen
war. Die akademische Nüchtern-
heit war überwunden, der schöpfe-
rischen Gestaltungskraft war freie
Bahn geschaffen. Es galt, die ge-
wonnenen Resultate festzuhalten
und doch ein gewisses Über-
schäumen künstlerischer Form-
freudigkeit zurückzudämmen.
In dieser Richtung ist in
neuester Zeit in der Tat eine deut-
PKOFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.
Einfaches Büfett u. Anrichte. Eiche hell gebeizt.
eigentlich nur für Burgen und Festungs-
werke charakteristisch ist. Das Bürger-
haus mußte sich schon als eingebautes
Fassadenhaus in die Grundform der Sym-
metrie einfügen; die Unregelmäßigkeit
tritt mehr in den Einzelheiten auf: an
Fenstern, Erkeranbauten u. dergl. Und
auch da nie als Selbstzweck, sondern nur
wenn sie notwendig war. Man war also
doch wieder in den Burgenstil hinein-
geraten , was sich auch in der Vorliebe
für aufgebaute Ecktürme, übertrieben
massive Mauern u. dergl. äußerte. Auch
konnte sich diese Freude am malerischen
Bauen nur an verhältnismäßig teuern
Wohnhäusern betätigen: an den frei-
stehenden Einfamilienhäusern der Villen-
viertel, im Innern der Stadt allenfalls an
Eckhäusern. An der Mehrzahl aller
heutigen Wohnhäuser, an den einfrontigen
PROKESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.
Waschtisch.
Ausführung: Vereinigte Werkstätten
für Kunst im Handwerk—München.