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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Widmer, Karl: Zur Entwicklung des modernen Wohnhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0072

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58

INNEN-DEKORATION

Etagenhäusern verboten sich die
malerischen Absichten meistens
von selbst.

Überhaupt lag in dieser stark
betonten Neigung zum Malerischen
ein romantischer Zug, der eigent-
lich dem Geist unserer Zeit fremd
ist. Eine Fülle von Anregungen
war gegeben, und der starke
Gehalt an persönlicher Empfin-
dung und künstlerischer Phantasie,
durch den sich die besten dieser
Häuser auszeichnen, beweist, daß
man nicht nur praktisch, sondern
auch künstlerisch einen entschei-
denden Schritt vorwärts gekommen
war. Die akademische Nüchtern-
heit war überwunden, der schöpfe-
rischen Gestaltungskraft war freie
Bahn geschaffen. Es galt, die ge-
wonnenen Resultate festzuhalten
und doch ein gewisses Über-
schäumen künstlerischer Form-
freudigkeit zurückzudämmen.

In dieser Richtung ist in
neuester Zeit in der Tat eine deut-

PKOFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.

Einfaches Büfett u. Anrichte. Eiche hell gebeizt.

eigentlich nur für Burgen und Festungs-
werke charakteristisch ist. Das Bürger-
haus mußte sich schon als eingebautes
Fassadenhaus in die Grundform der Sym-
metrie einfügen; die Unregelmäßigkeit
tritt mehr in den Einzelheiten auf: an
Fenstern, Erkeranbauten u. dergl. Und
auch da nie als Selbstzweck, sondern nur
wenn sie notwendig war. Man war also
doch wieder in den Burgenstil hinein-
geraten , was sich auch in der Vorliebe
für aufgebaute Ecktürme, übertrieben
massive Mauern u. dergl. äußerte. Auch
konnte sich diese Freude am malerischen
Bauen nur an verhältnismäßig teuern
Wohnhäusern betätigen: an den frei-
stehenden Einfamilienhäusern der Villen-
viertel, im Innern der Stadt allenfalls an
Eckhäusern. An der Mehrzahl aller
heutigen Wohnhäuser, an den einfrontigen

PROKESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.

Waschtisch.

Ausführung: Vereinigte Werkstätten
für Kunst im Handwerk—München.
 
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