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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Frank, Willy: Der Gobelin als Wand-Schmuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0078

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INNEN-DEKORATION

ist eine Verkennung seines Wesens, wenn man ihm
allzu bequeme, einheitliche Flächen darbietet.
Die malerischen Werte sollen der Webetechnik
abgerungen werden. Durch die Tiefen einer weit
zurücktretenden Landschaft, durch das Wogenspiel
des bewegten Meeres, durch die grünen Finsternisse
des Laubwaldes soll sich der Gobelinkünstler hin-
durcharbeiten. Erst indem er malerische Probleme
im starren Fadensystem zur Lösung bringt, zeigt
er, daß er die ganze Fülle pikanten Reizes ver-
standen hat, die seine Technik birgt. Das Wesen
des Gobelins liegt in dem sensationellen Wider-
spruche zwischen dem strengen Charakter der

stofflichen Unterlage und dem Reichtum an Form,
Farbe, Licht und Tiefe, der in dem gewebten Bilde
zur Erscheinung kommt. Im Gobelin siegt die
Malerei über die Sprödigkeit des Gewebes. Aber
das ist ein Sieg wie der Sieg der Kultur über
die Natur: letzten Endes behält die Natur doch Recht.

Bei näherem Zusehen ergibt sich, daß es gerade
diese feine Zwiespältigkeit im Wesen des Gobelins
ist, die ihn in so hervorragendem Maße als Wand-
schmuck qualifiziert. Er ist zugleich Gemälde und
Wandteppich. Als Bild gehört er durchaus der
höchsten Kunst an, nach seiner stofflichen Unter-
lage betrachtet sinkt er beinahe bis zur Tapete

PROFESSOR BRUNO PAUL—BERLIN.

Dreiteiliger Kleider- und Hut-Schrank
in grau Ahorn mit reicher Intarsia.

Ausgeführt von den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk—München.
 
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