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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Zimmermann, Wilhelm: Wasserfeste und waschechte Holz-Beizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0087

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WASSERFESTE UND WASCHECHTE HOLZ-BEIZEN.

Von Wilh. Zimmermann, Chemiker und Lehrer an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Barmen.

Die nach den jeßt allgemein angewandten Beizmethoden
auf Holz erzielten Farbentöne sind mit wenigen Aus-
nahmen nicht wasserfest, noch weniger aber waschecht.

Die Forderung der Wasser- resp. Waschechtheit wurde
bisher an die durch Beizung des Holzes erzeugten Färbungen
nicht gestellt, da alle gebeizten Möbel und Einrichtungen etc.
nachträglich mit einer Lackschicht (Politur, Mattierung,
Lackierung) überzogen wurden, welche die darunter liegende
Farbe vor jeder Berührung mit Wasser oder Seifenlaugen
genügend schüßte.

Neuere Bestrebungen namhafter Künstler gehen nun
dahin, diesen bisher allgemein üblichen und bei der bis-
herigen Beizmanier unbedingt notwendigen Lacküberzug bei
unseren modernen Möbeln, Verkleidungen, Vertäfelungen etc.
ganz zu vermeiden, die gebeizten Flächen also ganz matt
zu halten.

Die Gründe, welche die Architekten für Innenausbau
gegen die allgemeine Beibehaltung eines Lacküberzuges
mit Recht hervorheben, sind folgende:

1. Die durch die Beizung des Holzes erzeugten Farben-
töne werden durch den später aufgetragenen Lack-
überzug, auch wenn derselbe sehr schwach und matt
gehalten wird, ungünstig beeinflußt.

2. Jeder Lacküberzug beeinträchtigt die ideale Schön-
heit des Holzes - er verdirbt den Holzcharakter.

3. Die heutigen modernen Mattpräparate genügen in den
meisten Fällen nicht den an sie gestellten Anforde-
rungen bezüglich ihrer Widerstandsfähigkeit gegen
Wasser- und Seifensprißen, sowie gegen Hiße und
mechanische Einflüsse, so daß die damit behandelten
Gegenstände bei ihrer praktischen Verwendung oft
sehr schnell unansehnlich werden.

4. Die Instandhaltung der mattierten Möbel während des
Gebrauches erfordert eine diffizile und sachkundige
Behandlung, viel und zeitraubende Arbeit.

Mehrere hervorragende Architekten für Innenausbau
traten daher an den Verfasser mit dem Ansuchen heran,
Beizmethoden bekannt zu geben resp. auszuarbeiten, mittelst
welcher Farbentöne von der geforderten Wasser- resp.
Waschechtheit auf Holz erzeugt werden können, es somit
ermöglichen, Möbel und Einrichtungen aus Holz dem prak-
tischen Gebrauche zu übergeben, ohne daß dieselben not-
wendigerweise mit einem schürenden Lacküberzug versehen
werden müßten. Diese auf Holz erzeugten Farben sollen
also dem im praktischen Gebrauche von Zeit zu Zeit not-
wendigen Reinigen mit nassen Tüchern oder Leder und
sogar einem Abwaschen mit Seifenlaugen widerstehen, ohne
daß die Farbe abläßt oder sonst eine Veränderung des ur-
sprünglichen Farbentones zu befürchten ist.

Der Verfasser folgte dieser Anregung aus Künstler-
kreisen gerne und war bemüht, die nach den verschiedenen
Beizmethoden erzielbaren Färbungen auf Holz auf ihre
Wasserfestigkeit und Waschechtheit zu prüfen. Es zeigte
sich aber bald, daß nur verhältnismäßig wenige Beizungen
Farbentöne von den geforderten, hohen Echtheitseigen-
schaften lieferten, und es war daher notwendig, eine Anzahl
neuer Beizrezepte für den angeregten Zweck auszuarbeiten,
um so eine größere Auswahl von verschiedenartigen wasser-
festen und waschechten Farbentönen zu schaffen.

Die unternommenen Versuche waren auch insofern von
Erfolg gekrönt, als es gelang, eine ziemlich reiche Auswahl

der jeßt modernen braunen, graubraunen und grauen Farben
herzustellen, welche den verlangten Anforderungen ent-
sprachen; dagegen war es nicht möglich, bunte Farben in
größerer Zahl von den gewünschten Echtheitsgraden zu
erzeugen.

Natürlich mußte bei der Auswahl der bereits bekannten
und den neu ausgearbeiteten Verfahren für den in Rede
stehenden Zweck, auch auf Erreichung einer den praktischen
Anforderungen entsprechenden, höchst möglichen Licht-
echtheit Rücksicht genommen werden.

Neben diesen in erster Linie gestellten Anforderungen
der Wasser- und Waschechtheit, sowie hoher Widerstands-
fähigkeit gegen die dauernde Einwirkung von Licht und
Luft, müssen solche Beizungen, welche von keinem Lack-
überzug geschürt werden, auch noch der mechanischen
Abnut3ung insbesondere der beim Gebrauch häufig aus-
geseßten Reibung und dem Abgreifen widerstehen, sodaß
an den Kanten und Ecken nicht bald das ungefärbte Natur-
holz sichtbar wird.

Die Anforderungen an diese wasserfesten Beizungen
sind also viel höhere und mannigfaltigere, als diese bis
jeßt an Holzbeizen überhaupt gestellt wurden, bei welchen
lediglich die Anforderung der Lichtechtheit verlangt wurde.

Die Folge dieser ganz bedeutend gesteigerten An-
forderung an die für den angeregten Zweck in Betracht
kommenden Beizverfahren ist naturgemäß die, daß deren
Zahl im Vergleich zu den jeßt allgemein angewandten Beiz-
rezepten eine verhältnismäßig nur geringe sein kann.

Die jeßt zur Herstellung der mannigfachen Färbungen
auf Holz allgemein verwendeten, fast zahllosen Teerfarbstoffe
der sauren Gruppe können für wasserfeste Beizungen ohne
Lacküberzug gar nicht in Betracht kommen; denn diese im
Wasser überaus leicht löslichen Farbstoffe werden schon
durch einen auf das gefärbte und noch nicht lackierte Holz
fallenden Wassertropfen gelöst und es entsteht ein heller
Fleck mit dunklem Rand. Sie lassen sich vor der Mattierung
durch Abwaschen mit Wasser oder Seifenlaugen fast voll-
ständig entfernen.

Die Tannin-Lacke der basischen Teerfarbstoffe, welche
durch Vor- oder Nachbehandlung des mit basischen Farb-
stoffen gebeizten Holzes mit Tanninlösung im Holz erzeugt
werden, müssen ebenfalls als nicht genügend wasserfest
bezeichnet werden und besißen noch dazu den Mangel der
Lichtempfindlichkeit.

Die Zahl der in Wasser unlöslichen, dagegen in Spiritus
oder einem anderen Lösungsmittel löslichen Farbstoffe ist
eine geringe. Dieselben besißen außerdem die Eigentüm-
lichkeit, in mittleren oder dunklen Tönen zu bronzieren.
Dieser unansehnliche Bronzeton verschwindet erst beim
Überziehen mit einer Politur-, Lack- oder Wachsschicht.
Auch die Lichtechtheit dieser Farbstoffe ist in der Regel
ungenügend. Selbst die vegetabilischen Farbstoffe und die
im allgemeinen sehr echten Alizarinfarbstoffe sind zur Er-
zeugung wasserfester Beizungen nicht verwendbar, da die
Farblacke, welche dieselben mit verschiedenen Metallsalzen,
bei der für das Beizen fertiger Möbel zulässigen niederen
Temperatur bilden, keineswegs wasserfest sind.

Ebenso erwies sich die neueste Gruppe der Teerfarben,
die Schwefelfarben, aus technischen Gründen zur Herstellung
wasserfester Färbungen auf bereits zusammengeseßten
Möbeln etc. nicht geeignet. Es können daher für die Er-

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