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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Ruge, Clara: Über amerikanisches Wohnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0111

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INNEN-DEKORATION

07

dem ungeheuren Reichtum an so verschiedenen
und sich so trefflich zur Verarbeitung im Möbel-
fache eignenden Holzarten gerecht zu werden. Ein
prächtiges Holz des Südens, das »Redwood« (Rot-
holz), welches eine pompejanisch rote Farbe auf-
weist, beginnt man jetzt in San Francisco zu ver-
arbeiten. Die »United Crafts and Arts« von
Kalifornien, eine kunstgewerbliche Vereinigung,
welche erst seit einigen Jahren ins Leben getreten
ist, stellt es sich zur Aufgabe, für die künstlerische
Verwertung dieses heimatlichen Produktes zu
sorgen. Man hat eigene Werkstätten errichtet, die
mit den Ausstellungssälen in demselben Gebäude
untergebracht sind. Der wertvollste Teil des Baumes
befindet sich nahe der Basis desselben. Er gibt
die solidesten Möbelstücke. Die Möbel, welche
erstellt werden, sind in einfachen Formen gehalten
und zeigen strenge Konstruktion. Der Missions-
stil, der ja aus Kalifornien stammt, hat unbedingt
auch die Erstellung der »Redwoodmöbel« beein-
flußt, nur sind dieselben minder massig und plump
als die Mc. Hugh'schen Möbel. Schräge Linien sind
eingeführt, wodurch die Strenge gemildert scheint.
Die Tische mahnen oft an deutsche Bauerntische.

Unter den Holzarten, die ganz besonders noch
der vielfachen Verwertung harren, ist »Yellow
Pine« eine der wichtigsten. Eine Suite von Ge-
mächern zeigte auf der St. Louiser Weltausstellung,

daß diese Holzart, sowohl im Naturzustand, als
auch in verschieden farbiger Beizung sich sehr gut
für Möbel eignet. Sowohl die gelbe Naturfarbe,
als verschiedene braune Nüancen, ebenso eine
schwarze Beizung — dem Ebenholz ähnelnd —
zeigten sehr künstlerisch wirkende Tönungen, zu
denen nur leider die sehr konventionellen Formen
wenig paßten, welche gar keine Variation auf-
weisen, um etwa mit den verschiedenen Farben
zu harmonieren.

Aber von Jahr zu Jahr tauchen neue Be-
strebungen auf und das Feld wird bald viel reicher
besäet sein mit neuartigen, echt amerikanischen
Produkten. Man beginnt nach Harmonie zu trachten
in der äußeren und inneren Gestaltung der Wohn-
häuser. Diese stimmte bis vor kurzem zumeist
wenig überein. Auch für Wohnhäuser des Mittel-
standes, für Arbeiter-Kolonien sucht man nach
individuellen und der amerikanischen Lebensweise
entsprechenden Formen, sei es, daß einfache Einzel-
häuser erstellt werden oder große Wohngebäude
für viele Familien. Selbst die sogen. »Tenement-
Gebäude« (Mietskasernen für das Proletariat) trachtet
man nicht nur in hygienischer, sondern auch in
ästhetischer Beziehung zu heben. Auf diese Be-
strebungen und die Einrichtung und Einteilung
der Wohnungen als solche werden wir in einem
späteren Hefte eingehender zurückkommen.

EMIL PIRCHAN—BRÜNN.

Graugrüne Plauderecke. Ausführung: Aug. Ungetüm—Wien.
 
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