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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Migge, Leberecht: Der Neue Haus-Garten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0152

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138

INNEN-DEKORATION

DER NEUE HAUS-GARTEN.

VON LEBERECHT MIGGE — HAMBURG.

Am zähesten wohl von alledem, was wir in dem
/ \ Begriff Wohnungskultur zusammenfassen, hat
die gartenschaffende Kunst, die Gartenkunst im
engern Sinne, dem Drängen unsrer Zeit nach
eigenem Ausdruck widerstanden und es ist wieder
mal bezeichnend, daß, wie so oft, Anregung und
die ersten starken Stöße von außen kommen mußten.

Es waren Künstler und Literaten, die, unbe-
kümmert um das Gezeter der »Fachleute«, sich
in ängstlicher Besorgnis um Ansehen und Er-
nährung den unbequemen Neuerern verzweifelt ent-
gegenstemmten, in Wort und Schrift und schließlich
auch mit Taten mit steigendem Erfolge vorgingen.
Die Faulen und die Alten widerstrebten im Prinzip,

JOHN P. WHITE.

Gartenhaus.

aus Notdurft und bei den Andern hatten anerzognes
Fachdogma und Mangel an intimer Berührung mit
freien und angewandten Künsten das Entwickelungs-
bedürfnis erstickt, ein klares Zeitgefühl überhaupt
nicht aufkommen lassen. So nahmen sie als ein
Werk, für Vollendung, was nur Anregung sein sollte
und stocherten in kurzsichtiger Verkennung des
Wesentlichen an Schwächen herum, die jedem Keim
anhaften und die er in der Entwicklung von selbst
abstreift.

Jetzt ist auch hier schon Vieles geklärt. Die
trägen Geister sind gerüttelt und allenthalben ge-
winnt die Erkenntnis wenigstens Raum, daß etwas
geschehen müsse, wenn die Gartenkunst nicht rück-
ständig und unbrauchbar sein soll als mitaufbauen-
der Faktor in der zu erstrebenden Veredlung unsrer
Lebenskultur. Aber über das »Wie«, da gehen
die Meinungen auch der berufenen Träger dieses
Gedankens noch weit auseinander.

Allen gemeinsam ist jedenfalls die Tendenz,

JOHN P. WHITE.

Gartenhaus

den Garten wieder dem Wohnhause als ein ihm
zugehöriges Glied anzufügen, ihm wieder den
Charakter eines Raumes, eines Wohnraumes zu geben.

Ein Raum ohne eine klare, die Abgeschlossen-
heit sichernde Umgrenzung ist undenkbar. Deshalb
gilt als vornehmste Forderung die den Einblick
wenigstens zum Teil hindernde Umfriedung des
Hausgartens mit Zaun, Mauer oder Hecke. Dieser
uralte Brauch, den alle Epochen der Geschichte
der Gartenkunst als Wesenszug aufweisen, hatte
nicht mal eigentlich während der Alleinherrschaft
des sogenannten landschaftlichen Gartenstils im
vorigen Jahrhundert eine Einschränkung erfahren.
Erst die alles veräußerlichende sogenannte Gründer-
zeit der letzten Jahrzehnte konnte es fertig bringen,
ihre geistlosen »Luxuserzeugnisse < — denn als
solches wurde und wird auch jetzt noch z. B.
der Hausgarten aufgefaßt — auch noch nach Außen
protzenhaft aufdringlich zur Schau zu bringen.

Wie die meisten Menschen mit feinerer Kultur
das Wertvollste für die Vervollkommnung ihrer
Persönlichkeiten aus dem intimen Umgang mit
sich selbst und dem, was ihnen das Nächste und
Liebste ist, gewinnen, so muß es als ethisch gesund
und damit der Gesamtheit förderlich angesehen

JOHN P. WHITE.

Skizze zu einem Gartenhaus.
 
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