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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Lasser, Moritz Otto von: Bausteine zu einem wirklichen Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0266

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empfehlen sich auch für Küche, Diele u. dgl. matttonige
Fließen •, wenn wir jedoch der Frau des Hauses Gehör
schenken, erfahren wir allerdings, daß derlei sehr kalt wäre.

Nun bin ich mit der Wohnung, wie sie »auf Lager«
sein sollte, soweit fertig. Ich habe sie ziemlich aus-
führlich ausgemalt — aber das Thema gehörte noch
viel breiter behandelt! Denn erstens ist es wirklich an
der Zeit, in der modernen Stadt und Großstadt nicht
nur in der und jener Straße, sondern überall >gute«,
das heißt auch ästhetisch wertvolle Wohnungen zu
bieten, und zweitens mußte ich auch zeigen, wie gerade
der Mietwohnung von heute Einfachheit und wieder
Einfachheit und noch einmal Einfachheit mehr als alles
andere zu empfehlen. Da wir ' nun doch mal weder
fröhliche Negerkönige noch kleine Kinder sind, die an
ein bischen Tand und Flitter, an Papiergold und Glas-
edelsteinen Freude haben. Nein, wahrhaftig! in unserer
ernsten Zeit ziemt sich kein falscher Prunk, und Ehr-
lichkeit und schlichte Größe sei auch für unsere tägliche
Umwelt, wie sonst im Leben, die Parole.

Doch wir wollen nicht abschweifen, sondern unsere
Wohnung weiter ausbauen. Wir gelangen jetzt dazu,
die Möbeln auszuteilen, aufzustellen, sie zusammenzu-
stimmen mit dem jeweiligen Interieur —■ kurz, wir
richten uns jetzt gänzlich und — sagen wir es gleich
— endgültig für unser ganzes Leben ein. Was wir
also für diesen Zweck erwerben, der Häuslichkeit ein-
und hier und dort anordnen, wir werden es immer
um uns haben; nicht nur an sonnigen Festtagen, nein,

auch im Staube und Grau des Alltags, in den langen
Stunden einförmiger Regentage, dumpfe Winterwochen
hindurch. Immer. Deshalb muß ich auch bezüglich
des Meublements zur Einfachheit, zu einer schönen
Schlichtheit raten, denn wir lassen uns wohl jederzeit
gerne die Gesellschaft reiner, nett angezogener Menschen
gefallen, während wir den geschniegelten Gigerl und
die Dame, deren Toilette nach Tausend-Markscheinen
aussieht, gewiß nicht durch jede unserer Stunden
schreiten sehen möchten. Unser Hausrat sei also mög-
lichst sachlich! Wrenn er dem Staube so wenig als
möglich Ruhepunkte bietet, ist er wohl auch zugleich
künstlerisch in der Gesamterscheinung wie im Detail:
er hat dann die knappe Geste des Beschäftigten. Die
feine Liebenswürdigkeit eines wirklichen Freundes. Die
Nutzkunst, und gerade die deutsche, ist ja heutzutage
Gott sei Dank so weit, daß sie derartig sich darbietende
Einrichtungen zu liefern vermag und zwar zu keineswegs
unerschwinglichen Preisen. Die »Werkstätten für mo-
derne Wohnungseinrichtung« von Architekt Karl Bertsch
in München stellen beispielsweise einzelne Möbel sowohl,
als ganze Inneneinrichtungen her, die sich eben so sehr
durch Einfachheit der Umrißlinie, als ehrlichste Be-
tonung des Materials, unaufdringliche Farbengebung,
und durch Preise auszeichnen, die es fast jedermann
ermöglichen, Ankäufe zu machen.

Ich sprach soeben von unaufdringlichen Farben.
Aber ein Satz genügt hier nicht; ich muß mich schon
ein bischen mehr über die Koloristik des Wohnraumes
 
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