DOI article:
Jaumann, Anton: Über technische Schönheit
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0321
INNEN-DEKORATION
307
ENTWURF ; PROF. OLBRICH—DARM STADT.
AUSFÜHRUNG: GEBRÜDER BAUER—BERLIN.
Schlaf - Raum einer Luxus-Kabine, Wände weiß mit be-
malten Leisten. Schnelldampfer »Kronprinzessin Cecilie«.
ÜBER TECHNISCHE SCHÖNHEIT.
Dieses Heft ist einem Schiffe gewidmet. Und
es ist das erste Heft, in dem wir eingehend
von der Ausstattung eines Schiffes berichten können.
Seltsam! Uber zehn Jahre wirken die modernen
Ideen jetzt im Kunstgewerbe, so oft war unter-
dessen vom Schiffbau die Rede, ja, für gewisse
Prinzipien, wie Sachlichkeit, Zweckmäßigkeit galt
das Schiff geradezu als klassisches Beispiel. Noch
voriges Jahr war in Dresden ein Rennboot als
Muster reiner, schöner Zweckform aufgestellt, und
manche bedeutsamen Anregungen haben unsere
neueste Wohnungskunst und Innen - Architektur
vom Schiffbau übernommen. Aber die Welle flutete
nicht zurück, auf die Inneneinrichtung der Schiffe,
die in mancher Hinsicht so reformbedürftig war,
vermochte die »Moderne« bis in die allerletzte Zeit
keinen Einfluß zu gewinnen. Desto freudiger be-
grüßen wir die vereinzelten Ausnahmen. Mögen
die andern Reeder recht bald dem Beispiel des
»Norddeutschen Lloyd« folgen!
Immerhin — es wird kaum einen so fanatischen
Parteigänger der Moderne geben, der, wenn er
von der »Schönheit eines Schiffes« spricht, zuerst
und vor allem an die künstlerische Ausstattung
der Räume denkt. Sie ist eine sehr erfreuliche
Errungenschaft, wo sie, wie hier, vorhanden; aber
daneben und darüber wirkt eine viel wichtigere,
kräftigere, umfassendere, durchdringendere Schön-
heit, die das Schiff im ganzen als — technisches
Kunstwerk besitzt und die auch dem weniger
kunstverständigen Auge klar und sieghaft ent-
gegenstrahlt. Unsere großen deutschen Ozean-
dampfer stehen ja, das dürfen wir stolz betonen,
in dieser Hinsicht unübertroffen da. Sie sind
wundervolle Verkörperungen technischer Kunst,
deutscher Arbeitskraft, deutschen Organisations-
geistes. Ungeheure, unendlich gegliederte, trotz-
307
ENTWURF ; PROF. OLBRICH—DARM STADT.
AUSFÜHRUNG: GEBRÜDER BAUER—BERLIN.
Schlaf - Raum einer Luxus-Kabine, Wände weiß mit be-
malten Leisten. Schnelldampfer »Kronprinzessin Cecilie«.
ÜBER TECHNISCHE SCHÖNHEIT.
Dieses Heft ist einem Schiffe gewidmet. Und
es ist das erste Heft, in dem wir eingehend
von der Ausstattung eines Schiffes berichten können.
Seltsam! Uber zehn Jahre wirken die modernen
Ideen jetzt im Kunstgewerbe, so oft war unter-
dessen vom Schiffbau die Rede, ja, für gewisse
Prinzipien, wie Sachlichkeit, Zweckmäßigkeit galt
das Schiff geradezu als klassisches Beispiel. Noch
voriges Jahr war in Dresden ein Rennboot als
Muster reiner, schöner Zweckform aufgestellt, und
manche bedeutsamen Anregungen haben unsere
neueste Wohnungskunst und Innen - Architektur
vom Schiffbau übernommen. Aber die Welle flutete
nicht zurück, auf die Inneneinrichtung der Schiffe,
die in mancher Hinsicht so reformbedürftig war,
vermochte die »Moderne« bis in die allerletzte Zeit
keinen Einfluß zu gewinnen. Desto freudiger be-
grüßen wir die vereinzelten Ausnahmen. Mögen
die andern Reeder recht bald dem Beispiel des
»Norddeutschen Lloyd« folgen!
Immerhin — es wird kaum einen so fanatischen
Parteigänger der Moderne geben, der, wenn er
von der »Schönheit eines Schiffes« spricht, zuerst
und vor allem an die künstlerische Ausstattung
der Räume denkt. Sie ist eine sehr erfreuliche
Errungenschaft, wo sie, wie hier, vorhanden; aber
daneben und darüber wirkt eine viel wichtigere,
kräftigere, umfassendere, durchdringendere Schön-
heit, die das Schiff im ganzen als — technisches
Kunstwerk besitzt und die auch dem weniger
kunstverständigen Auge klar und sieghaft ent-
gegenstrahlt. Unsere großen deutschen Ozean-
dampfer stehen ja, das dürfen wir stolz betonen,
in dieser Hinsicht unübertroffen da. Sie sind
wundervolle Verkörperungen technischer Kunst,
deutscher Arbeitskraft, deutschen Organisations-
geistes. Ungeheure, unendlich gegliederte, trotz-