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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Baum, Julius: Das Haus Poppert in Giessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0348

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334

INNEN-DEKORATION

auch als Rauchzimmer benutzt wird. Hell ist
hier nur die Schreibtischecke. Sie stößt unmittel-
bar an den freundlichen, kleinen, morgens von der
Sonne beleuchteten Wintergarten, der einen schönen
Überblick über den Hauptgarten bietet. Ihn hat
Architekt Hamann in der reizvollsten Weise aus-
gestattet. Vor dem Wintergarten dehnt sich ein
tiefgelegenes Blumenparterre, das später in einen
Weiher mit Springbrunnen umgewandelt werden
wird. Hinter ihm ist der Blumengarten in streng
geometrischer Weise gegliedert. Hier steht ein ge-
mauertes Gartenhäuslein, dessen Dach von den
Blättern schattenspendender Schlingpflanzen ge-
bildet werden soll, zu denen eine Brunnenfigur im
Innern einen Wasserstrahl emporschleudert. Der
Garten umgibt das ganze Haus, das sich auf der
Rückseite in einem breiten Altane gegen ihn öffnet.
Der hintere Teil dieser Veranda ist abschließbar
und mit einem schönen Marmorkamin versehen.
Zwei mächtige Flügeltüren verbinden ihn mit dem
Speisesaal, dem größten und repräsentativsten
Räume der Wohnung. Die Ruhe, die schon in
seiner streng symmetrischen Gliederung hervortritt,
spricht sich auch in den Formen der Möbel aus,

vor allem aber verleiht ihm die Farbenzusammen-
stellung des Weiß mit dem Purpur einen hellen,
festlichen Charakter. Vier Friese aus purpurner
Seide laufen oben an den Wänden um. (Sie wurden
kürzlich durch Darstellungen der Tageszeiten aus
der Hand Hans Ckristiansens ersetzt. D. R.)

Einfacher, doch gleich gediegen sind die Räume
des Obergeschosses. Daß ein Vertreter der medi-
zinischen Wissenschaft Schlaf-, Ankleide- und Bade-
zimmer den strengsten Anforderungen der Hygiene
entsprechend einrichtet, versteht sich von selbst. Hier
sind sie nicht nur zweckmäßig, sondern auch schön.
Besonders gilt dies für das Schlafzimmer, dessen
Wandbespannung auf ein helles Lila gestimmt ist,
von dem sich die grauen intarsierten Ahornmöbel
vorzüglich abheben. Die übrigen Räume des Ober-
stockes sind in einem matten Dunkelgrün gehalten,
das die Zimmer traulich macht und gleichzeitig der
Einrichtung die größte Freiheit läßt.

Wir haben in dem Hause Poppert eine recht
gelungene Schöpfung kennen gelernt, die wohl
imstande sein mag, eingewurzelte Vorurteile zu
widerlegen und der neuen Kunst auf einem bisher
sterilen Boden zu weiterem Wachsen zu verhelfen.
 
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