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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schaukal, Richard: Der Salon: Eine Kultur-psychologische Glosse
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0362

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34«

INNEN-DEKORATION

Fenster-Sitz im Salon des Hauses Schräder—Krefeld.
Ausführung: Hell Ahorn poliert mit Intarsien.

Gasthause!) hingewiesen. Aber diesem,
nur zum Vorteil der humanen harmo-
nischen Bildung zu pflegenden Bedürfnisse
dient kein »Salon«; es begnügt sich mit
einem Verkehrsraum, der, sei er nun als
Arbeits- oder Rauch- oder Jagd- oder
Lese- oder Musikzimmer charakterisiert,
(charakterisiert nicht nach einem über-
lieferten Klischee, sondern nach persönlicher
Neigung und Gewohnheit!) dem »Salon«-
gepräge in weitem Bogen ausweicht. Die
bürgerliche Geselligkeit beginnt am Speise-
tische (mögen sich — größere Verhältnisse
angenommen — die anlangenden Gäste in
einem kleinen Vor- und Empfangsraum, den
ein paar gute Bilder und Kunstgegenstände
diskret schmücken, versammeln), sie setzt
sich in einem Rauch- und Sitzzimmer fort,
wo man in zwangloser Gruppierung —
am besten wohl um einen breitflächigen
runden und niedrigen Tisch — bei Nachtisch-
getränken weiter plaudert. Es ist ein Un-
ding, diese bequeme Konversation plötzlich
aus dem warmen Eßraum in ein steifes
Repräsentationsgemach zu verlegen, dessen
Marmortische und goldgestelzte Stühlchen
nur Zwang und Unbehagen schaffen. Man
kennt den Typus solcher »Salon«unter-

haltung in bürgerlichen Häusern: die Herren stehen
gelangweilt herum, die Frauen sitzen um den mit
»Prachtwerken« beladenen Empiretisch in hoch- und
geradelehnigen kurzfüßigen Atlasfauteuils und sprechen
über Kinder und Dienstboten. Endlich verkündet die
schwere bronzene »Kunstgruppen «uhr vor dem bis zur
Decke aufreichenden Spiegel die obligate (späte) Auf-
bruchsstunde. Nachher kehren die Dienstmädchen von
»Schillers Glocke« (»mit Illustratioen erster deutscher
Künstler«) und Hamerlings »König von Zion« die
Zigarren-Asche ab, und die Hausfrau beklagt die Gläser-
»ränder« (feuchte Randspuren) auf den Tischdecken-
stickereien.

Ganz anders die Bestimmung des wirklichen (wie
gesagt, sich in Brüdern fortsetzenden) Salons der
Paläste und intimen »Hotels«. Hier versammelt sich, ein-
zeln angemeldet zumeist, eine durch Rang und Namen
auf die gesellschaftliche Schaustellung gewiesene Gesell-
schaft, man plaudert in Gruppen, Diener servieren auf
silberner Platte den Tee, den man stehend schlürft. In
solchen Salons wird wohl auch ein Ballfest abgehalten.

Zum Salon gehört eine Art von gesellschaftlicher

ENTWURF U. AUSFÜHRUNG: HOF-MÖBELFABRIK J. GLUCKERT—DARMSTADT.
Aus dem Salon des Hauses Schröder—Krefeld. Hell Ahorn poliert.
 
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