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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Zu den Abbildungen auf den Seiten 382-387
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384

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT MAX LANDSBERG — BERLIN.

Zigarren-Laden [. Neumann in Berlin.

Bild der Apotheke gehören die Reihen weißer Flaschen
und Schachteln mit den Etiketten und den farbigen
Arzneien. Diese an sich so kräftige farbige Erschei-
nung bedarf keines bunten, gleißenden Rahmens. Die
Schränke können darum nicht diskret genug sein.

Bernard Stadler hat mit den einfachen kräftigen
Formen, die die abgebildete Apotheke zeigt, durchaus
den richtigen Ton getroffen, den die Aufgabe hier er-
heischte. Jedes Mehr wäre ein Zuviel gewesen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Zigarrenladen,
den Landsberg für den Zigarrenläbrikanten J. Neumann
in Berlin eingerichtet hat. Alle Anordnungen des Archi-
tekten dienen hier dem Zweck, die Aufmerksamkeit auf
die Ware zu ziehen, sie in der günstigsten Weise zu
präsentieren. Glas beherrscht den Raum. Die Hun-
derte von Zigarrenkisten sollen alle gesehen sein, und
Spiegel dienen dazu, die Schränke und Tische auch
von der Rückseite zu zeigen, wo sie wieder Fächer
haben mit Ware. Die Menge der bereiten Ware soll
jedem Kunden sofort ins Auge springen — ohne auf-
dringlich zu werden. Wie nahe liegt diese Gefahr
gerade bei den Zigarrenkisten mit ihrem so herrlichen
Bilderschmuck! Aber das Glas mildert die scharfe
Buntheit dieser unvermeidlichen Bilder, es faßt zusammen.

Glas, feines Spiegelglas, ist auf jeden Fall die
schönste und zweckmäßigste »Fassung« für Verkaufs-
ware. Es zeigt sie in all ihrer Schönheit und dennoch
hegt es sie gut wie einen kostbaren Schatz. Was macht
das Gehen und Schauen in unsern modernen Kauf-
häusern so zum Vergnügen, zum künstlerischen Genuß,

wenn nicht eben dieser feine Zusammenklang von
Warenschönheit und Schönheit der Darbietung in den
blinkenden, strahlenden Glasschränken, -Etageren und
-Tischen? Dabei kann das Glas in verschiedener Weise
behandelt sein. Am vornehmsten wirkt natürlich facet-
tiertes Spiegelglas. Im feineren Geschäft ist es obliga-
torisch. Es ist ein ganz wunderbares Material und ist
auch schön, wenn es ganz ohne alles Rahmen werk auf-
tritt. So sieht man es jetzt oft mit bestem Glück in
großen rechteckigen Tafeln als Tischplatte verwendet;
sonst steht ihm gut blankes oder schwarz oxydiertes
Messing, endlich besseres Holz, das aber unbedingt gerade
die richtige Rahmenbreite besitzen muß — wie hier.
Da sind die Wände vollständig in Rahmenwerk auf-
gelöst — freilich noch aus einem ganz besonderen
Grund. Es herrschten recht ungünstige Raumverhält-
nisse. Das Haus, in dem der Laden liegt, ist sehr alt,
die Decken sind niedrig, die Räume an sich klein. Ein
moderner Laden, besonders mit so lebhaftem Geschäfts-
gang, darf aber nichts weniger als beengt aussehen.
Und der Eindruck muß vollends vermieden werden,
daß alte, ungünstige Räume mit Müh und Not für ihren
neuen Zweck zurechtgemacht wurden.

Die Aufgabe ist außerordentlich glücklich gelöst
worden. Die Räume wirken groß uud frei, wie selten
in einem Neubau, und der Eintretende empfängt un-
willkürlich den Eindruck, als ob die Anlage des Grund-
risses eigens für diesen Zweck so getroffen wäre. Die
Auflösung der Wand in lauter Glas- und Rahmenwerk,
namentlich aber die starke Betonung der Vertikalen
 
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