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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Widmer, Karl: Über künstlerischen Schmuck des Wohnraums
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0402

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388

INNEN-DEKORATION

mer Schmuck bleiben. Und darin krankt
eben unsere Zeit. Das Überwuchern der
mechanischen Reproduktionsverfahren
hat das Gefühl für ornamentalen Stil des
Wandschmucks verdorben. Die Leute
wollen alles an die Wand hängen, was
sich aufkleben und einrahmen läßt. Eine
Serie von Photographien, die man sich
auf einer Schweizer oder Italienischen
Reise angekauft hat, gehört aber in ein
Album, nicht an die Wand. Und noch
größeres Unheil hat die Porträtphoto-
graphie angerichtet. Man mag seine
Freunde und Angehörigen noch so gern
haben: ihre Photographien in Gold-
rahmen sind kein Schmuck für den
Salon. Ein Porträt ist ein Kunstwerk,
aber eine Photographie ist kein Porträt
und darum auch kein künstlerischer
Schmuck. Darin zeigt sich die Über-
legenheit der alten Zeit vor der Gegen-
wart am krassesten. Eine alte Silhouette
hatte Stil; der Naturalismus der mo-
dernen Photographie ist stillos. Und
am stillosesten dann, wenn der Photo-
graph »künstlerisch« wird und seine
Aufnahme zu einem Genrebildchen
frisieren will. In diesem Sinn ist die
Erfindung der Photographie ein wahres
Unglück gewesen. Bei der Bedeutung,
die die Photographie nun einmal hat
und behalten wird, ist darum eine
künstlerische Erziehung des Photo-
graphen eine der wichtigsten Kultur-
aufgaben unserer Zeit. Die Anfänge sind
ja da. Aber auch nur Anfänge; das
Wichtigste bleibt der Zukunft vorbehalten.

KARLSRUHE.

PROFESSOR K. W1DMER.

arch. strecker u. münch.

sieht geboten. Wer sich
für sein Zimmer einen
künstlerischen Schmuck
aussucht, für den spricht
— wenn es nicht schon
ein sehr abgeklärter
Kunstgenießer ist —
neben dem eigentlichen
künstlerischen Genuß
meistens auch der Gegen-
stand ein gewichtiges
Wort mit. An sich ist
das nicht zu tadeln.
Es liegt darin eine wohl-
berechtigte Äußerung
persönlichen Wesens.
Nur darf das Interesse
am Gegenstand nicht so
weit gehen, daß man
Dinge an die Wand
hängt, die schlechter-
dings nicht an die
Wand gehören. Der
Schmuck muß doch im-

arch. strecker u. MÜNCH—DARMSTADT. Wohnhaus-Gruppe u. Teil einer Garten-Einfriedigung.
 
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