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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0035

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2. Umgebung und Gestalt der Gräber

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Abb. 7 und 8. Eingang zum Plattenring (nach Ath. Mitt. XL 1915, 121).

Wohl finden wir dort auch die niedrige Temenosmauer mit einfacher Deckplatte,
und einige der häufig dargestellten heiligen Bezirke könnten als rund gedeutet
werden. Man vergleiche die am hesten von Nilsson, The Minoan-Mycenaean Reli-
gion S. 227ff., zusammengestellten Abbildungen von Kultbauten. Doch ist eine
solche Deutung gezwungen und unwahrscheinlich angesichts der durchgehenden
Gradlinigkeit minoischer Wohnräume und Grabanlagen; denn weder die uralten,
im IL Jahrtausend längst als Bauform aufgegebenen Rundgräber der Messarä
dürfen hier herangezogen werden, noch das völlig vereinzelte Ovalbaus von Cha-
maizi, noch gar die ganz am Ende der minoischen Kultur auftretenden kleinen
Kuppelgräber, die offenkundig den so sehr viel größeren und schöneren des Fest-
landes nachgebildet sind. Von jenen frühminoischen Grüften der Messarä die groß-
artige Schöpfung des festländischen Kuppelgrabes abzuleiten, wäre ebenso verfehlt,
wie wenn man ihren Ursprung in den winzigen Kykladen-Tholoi von Syros (Tsun-
tas, 'Ecpvjfi. äg%. 1899, 80 Taf. 7) suchte. Der zeitliche und örtliche Abstand ist viel
zu groß. Wir dürfen jetzt unbedenklich annehmen, daß das Kuppelgrab monu-
mentaler Prägung in Mykenai selbst entstanden ist. Hier allein kann man seine
Entwicklung durch zwei Jahrhunderte an den neun erhaltenen Exemplaren, von
den einfacheren älteren Typen bis zu der wunderbaren Vollendung des Atreusgrabes

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