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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0042

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1. Die Schac h t g r ä b e r und der Plattenring

insofern ein Unikum, als hier zwei Wagenbilder unmittelbar übereinander stehen.
Vom oberen ist nur ein Rad erhalten, darunter auf dem Boden eine mächtige Lanze,
die wohl dem Gegner des Fürsten entfallen ist; das untere Bild zeigt zwei Personen
auf dem Wagen, von denen die hintere vielleicht eine Schleuder schwingt (vgl.
wiederum Nr. 481). Daß es sich auch hier um eine Wagenszene handelt, beweist
das Bruchstück mit Pferdehuf und unterem Rahmen.

Heurtleys Nr. IX scheint ähnlich eingeteilt gewesen zu sein, doch läßt sich
nichts Sicheres entscheiden, als daß der hintere der beiden Angreifer zu Tode ge-
troffen hintenübergefallen ist. Ganz singulär sind hier, wie auf Dipylonvasen,

Abb. 13. Bruchstücke von Stelen (Heurtley X, XI).

die beiden Wagenräder nebeneinandergesetzt. Denn daß es zwei Wagen sein sollen,
kann ich nicht glauben. Die Reste über dem Pferde, die an einen vornüber stür-
zenden Mann denken lassen, sind nicht sicher zu deuten. Jedesfalls lebren diese
Fragmente, wie vielgestaltig und lebensvoll die Bewegungsmotive der Stelen sind.
Die frische Anschaulichkeit des Erzählens steht in schroffem Gegensatz zum Un-
geschick der Ausführung und läßt sich kaum anders erklären denn als Nachahmung
überlegener Vorbilder. Wir kommen gleich darauf zurück, nachdem wir die Stelen
aus Porös gemustert haben.

Unter diesen gehören die Bruchstücke von Heurtleys Nr. X und XI zweifel-
los zusammen (Taf. X, Abb. 13), sowohl nach ihrer ungewöhnlichen Dicke (16 cm),
wie nach Technik und Stil, wenn sie auch nicht von der gleichen Stele stammen.
Die Figuren sind eher geritzt als in Relief dargestellt, von der sauberen Laubsäge-
arbeit der vorhergehenden Gruppe ist nichts zu sehen, alles ist roh und gering in
 
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