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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0047

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4. Die Art d er Bestattung 39

dachte er sich zur äußeren Verzierung der Särge verwandt, der tönernen Larnax
'E(pi]{i. olqx- 1905 Taf. 2 entsprechend, die offenbar eine hölzerne Truhe mit Schmuck-
nägeln nachahmt. Diesen Gedankengang weiter verfolgend, hat M. Meurer die
Schmuckstücke aus Grab III zu einem förmlichen Mumienkasten vereinigt (Arch.
Jahrb. XXVII1912, 208 ff. Taf. 12). Davon kann keine Rede sein. Und die Über-
tragung des rein kretischen Brauches der Larnakes (die wir zudem nur in Ton und
einmal in Stein kennen), auf das Festland erscheint höchst gewagt, auch nachdem
Biegen die Reste hölzerner Särge und Bahren in jüngeren Gräbern beim Heraion
von Argos festgestellt hat. Eine solche Ausnahme bestätigt nur die Regel, daß Särge
auf dem Festlande sonst nicht nachweisbar sind. Für unsere Gräber kommen noch
andere gewichtige Argumente hinzu.

Schliem ann hebt ausdrücklich hervor, daß die besonders gut erhaltene nörd-
liche Leiche in Grab V unter ihrer Maske je ein rundes Goldblatt (offenbar wie
Nr. 640ff. Taf. L VI) auf der Stirn und über dem rechten Auge trug, zwei weitere unter
dem goldenen Brustblech (Nr. 626, Taf. LIV), ein fünftes „oberhalb der rechten
Lende" (S. 340). Die entsprechenden Goldplättchen des III. Grabes lagen zum Teil
unter den Leichen, gehörten also wohl zu Decken, in welche jene gehüllt waren.
Dasselbe wird man in Grab V annehmen, und es bestätigt folgende scharfsinnige
Beobachtungen von Hubert Knackfuß: Von den erhaltenen fünf Masken sind
Nr. 253, 254 (Taf. XLVII/VIII) sehr flach getrieben und durch den Einsturz der
Grabesdecke vollends platt gedrückt; die Ränder sind dabei mehrfach gerissen, wie
es kaum geschehen wäre, wenn sie von vornherein auf einem ebenen Sargdeckel
aufgenagelt gewesen wären. Dazu wären auch ganz anders verteilte Löcher ange-
messen als die paarweisen kleinen jederseits neben den Ohren, die nur zum Um-
binden mit Fäden passen. Die beiden großen Masken Nr. 259 und 623 (Taf. XLIX
bis LI) sind modern ausgebeult; vgl. den ursprünglichen Zustand bei Schliemann
256 Abb. 332 und 381 Abb. 473. Die ganz unregelmäßigen Ränder, jetzt durch den
Erddruck flach gepreßt, waren ursprünglich gar nicht so scharf vom Gesicht ab-
gesetzt, sondern standen schräg. Das paßt wieder nur zum Anbinden vor einen
Kopf, nicht zum Aufnageln auf einer Fläche. Dasselbe gilt für die bärtige Maske
Nr. 624 (Taf. LH), Schliemanns „Agamemnon", bei der bloß der Stirnrand abge-
setzt ist. Die sehr roh mit einer Messerspitze eingerissenen Schlitze auf Maske und
Brustblech Nr. 253,252 könnte ein Schneider beim Festnähen der Bleche auf Stoff
hergestellt haben; wer etwas festnageln will, bohrt ein Loch oder schlägt den Stift
einfach durch das Blech. (Vgl. jetzt Evans, Shaft Graves usw. S. 3ff., unten S.40,2).

Dies alles beweist, daß die Leichen in Tücher oder Binden gehüllt und
Masken, Brustbleche, Diademe, Kronen u. ä. festgebunden oder angenäht wurden.
So konnte man auch leicht die unregelmäßigen, gewiß einst unsichtbaren Ränder
der Masken verdecken. Die großen Zackenkronen (Nr. 5,7,185, Taf. XIV, XV, XXXV)
mögen auf der Brust oder neben dem Kopf der Fürstinnen gestanden haben, auf
deren Stirn wir nach Schliemanns ausdrücklichem Zeugnis Diademe oder Kronen
 
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