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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0188

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180 III. Ergebnisse

Bernsteinperlen aus dem MännergrabV (Nr. 757—759; weit über 100 ganze und
unvollständige Exemplare). Demnach mögen auch von den in IV gefundenen viele
den Männern gehören. Hölzerner, mit Flittergold überzogener Scheinschmuck,
den ich (Ath. Mitt. XL 1915, 174) angenommen habe, ist dagegen nicht sicher
nachweisbar; die wenigen kleinen Stücke aus Grab V (Nr. 760, 794, 813,
Taf. CXLVI) reichen dafür nicht aus.

Merkwürdig ist es, daß goldene Schieber, Gemmen, Silberringe
zwar im Frauengrab III vorkommen (unten S. 191 ff.) und die engen Goldringe
Nr. 240/1 offenbar den beiden Fürstinnen von IV gehören, die Männer aber leer
ausgehen. Vgl. dagegen den Bandachat am Handgelenk des Trichterträgers (oben
S. 178) und die Fülle der Gemmen im Kuppelgrabe von Vaphio, wo sie der Tote
z.T. am Halse und an den Handgelenken trug {'Ecp aQX-1889,146 f.). Die auf Kreta
seit FM. II eingebürgerte Sitte der Petschafte und Siegelringe scheint auf dem
Festlande nie recht durchgedrungen zu sein, wie die außerordentliche Seltenheit
der hier gefundenen Abdrücke beweist1)- Als kostbare modische Schmucksachen
werden zunächst nur die mykenischen Damen die ersten aus Kreta gebrachten
Ringe und Gemmen getragen haben. Wenige Jahrzehnte später wurden dem Für-
sten von Vaphio schon eine Reihe von beiden ins Grab gelegt.

Eine besondere Stelle nehmen die goldenen Masken ein, welche natürlich
kein Schmuck der Lebenden, sondern nur fürs Grab gemacht sind. Einiges ist über
ihre Verwendung schon oben S. 37 ff. gesagt. Dabei ist es ein erschwerender Um-
stand, daß sie im ägäischen Bereiche so ganz vereinzelt stehen. Wohl könnte man
ein mit zwei Augen verziertes frühminoisches Goldband von Mochlos zum Ver-
gleich heranziehen2), das vermutlich über den Augen einer Leiche lag und apotro-
päische Bedeutung gehabt haben mag. Aber zwischen ihm und den mykenischen
Masken besteht doch ein erheblicher Unterschied. Zu diesen bieten natürlich die
Gesichter ägyptischer Mumienkästen unmittelbare Gegenstücke, und da minoi-
sche, den Schachtgräbern gleichzeitige Vasen mehrfach in ägyptischen Gräbern
vorkommen (z.B. Evans II 498 Abb.304), scheint die Ableitung unserer Masken
von Ägypten die einleuchtend einfachste Erklärung. Dennoch bietet sie Schwie-
rigkeiten: denn so gewiß rege Beziehungen zwischen Kreta und dem Nillande im
XVII/VI. Jahrhundert bestanden, so unwahrscheinlich ist ein unmittelbarer
Verkehr mit dem griechischen Festlande. Wenn aber hier, wie in so vielen ande-
ren Fällen (unten Kap. 15), Kreta der Vermittler war, müßte man entsprechende
Grabmasken auch dort erwarten. Von solchen ist jedoch keine Spur vorhanden.
Freilich kennen wir überhaupt keine unberaubten minoischen Fürstengräber,
vollends aus so früher Zeit. So ist es nicht ausgeschlossen, daß noch einmal auf

1) A. J. B. Wace, BSA XXIV 205 Abb. 1; A. Persson, Bull. Soc. R. d. Lettres de Lund 1923/4, 193/1; C. Biegen,
Zygouries 208 Abb. 198, 1.

2) Seager, a. a. O. 28 Abb. 9. Bei einem zweiten, von Evans, Shaft Graves 14 Abb. 7 herangezogenen Bande
gleicher Herkunft scheinen mir die „Augen" bloße Rautenmuster zu sein. Ebensowenig kann ich in dem spätminoi-
schen Goldblech von Muliana (ebenda 13 Abb. 6, nach 'Erp. äpx. 1904, 49 Abb. 12) eine Maske erkennen.
 
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