Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0197

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
2. Tracht und Schmuck der Frauen

189

große, mittlere und kleine Perlen aus baltischem Bernstein (Nr. 100 f., Taf.XXV)
und eine Anzahl in Größe und Form untereinander verschiedene aus Bergkristall,
Amethyst, Bronze (je lEx.), grauer Fayence (2Ex.), Karneol (21 Ex.): Nr. 111,
114, 115. Taf. XXV1). Dazu kommen fünf kleine herz- oder efeublattförmige
Glied er aus Goldblech, sowie zwei rechteckige, mit einem „Efeublatt" geschmückte
Plättchen aus Fayence, die ältesten Beispiele einer später im mykenischen Bereich
sehr häufigen Form2).

Amethystperlen sind zahlreicher in Grab IV (Nr. 508, Taf. LVII; 9 Ex.), und
Bernstein tritt hier massenhaft auf (Nr. 513, Taf.LVII): neben einer Unmenge
kleiner, mittlerer und großer Exemplare (nach dem Inventar 1290, vgl. oben
S. 110), Reste von vier oder fünf flachen, rechteckigen Platten, mit je fünf durch-
laufenden Fadenlöchern, die ebenso viele Reihen kleiner Perlen zusammenhielten
(vgl. Kurt Müller, Ath. Mitt. XXXIV 1909, 280). Auch im Männergrab V ist viel
Bernstein gefunden worden (Nr. 757—9, weit über 100Ex.); also haben in der
Schachtgräberzeit die Frauen diesen gewiß überaus kostbaren, von der fernen
Ostsee gebrachten Schmuck in ungleich bescheidenerem Maße getragen als die
Männer: wieder ein bemerkenswerter Gegensatz zu der auf Kreta so auffälligen
Bevorzugung des weiblichen Geschlechtes.

Den Frauen eigentümlich würden dagegen eine Reihe figürlicher goldener
Kettenglieder erscheinen, wenn nicht die Adlerkette Nr. 689 ihre gelegentliche
Verwendung auch als Schmuck der Fürsten erwiese. Immerhin überwiegen die
Stücke aus Grab III jene „Ordenskette", deren Doppeladler gewiß symbolische
oder heraldische Bedeutung besaßen, ebenso an Zahl wie an Mannigfaltigkeit; in
den übrigen Grüften fehlen sie beiden Geschlechtern. Dies kann bei IV natürlich
nicht an geringerem Reichtum oder Rang der Insassen, sondern nur an einem
Wandel der Sitte oder Mode liegen. In Grab III scheiden wir zwei Gruppen:

a) Wirklich brauchbare Kettenglieder, aus zwei gleichen Blechen hergestellt
und mit Fadenlöchern versehen.

Nr.

Tafel

Zahl

Gegenstand

38

XX

6

Rad

39

XXVI

9

Oktopus, Kopf nach unten

40

XXVI

11

Oktopus, wagrecht

52

XXVII

1

Kreuz

') In einigen dieser Perlen stecken noch Reste der Silberdrähte, an denen sie aufgereiht waren. Vgl. Schlie-
mann, Mykenae 136 Abb. 205—209 (hier ist es „Kupferdraht"). Zu den Formen vergleiche man Evans II 75 Abb. 34
(SM. I, Larnax von Pyrgos); E. J. Forsdyke, BSA. XXVIII 286 Taf. 18; im allgemeinen H. C. Beck, Archaeologia
LXXVII 1928, 1—78: Classification and Nomenclature of Beads and Pendants.

2) Mykenai: 'E<f. äp/_. 1887, Taf. 13. Spata: Bull. corr. hell. II 1878 Taf. 15 ff. Menidi: Kuppelgrab v. M.
Taf. 4 f. Vgl. Evans, JHS. XXI 1901, 117 Abb. 12 ff.

25

Karo, Schachtgrüber
 
Annotationen