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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0207

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3. Waffen

199

in Mesopotamien (vor allem L. Woolley, Ur of the Chaldees Taf. 5) und Ägypten:
besonders schlagend ist die Analogie zu einem Dolchgriff der XII. Dynastie aus
Daschur (F. de Morgan, Fouilles de Dachour Taf. 6; M. Rosenberg, Ägypt. Ein-
lagen 11). Solche Einlagen aus Halbedelsteinen sind die Vorläufer des ältesten
Zellen- und Grubenschmelzes, der ungefähr gleichzeitig auf Fundstücken der älte-
sten Kuppelgräber und der XVIII. ägyptischen Dynastie im XV. Jahrhundert er-
scheint1). Daß unser Dolch ein Meisterwerk minoischer Kunst ist, kann keinem
Zweifel unterliegen. Indessen scheint sein Klingentypus weniger beliebt gewesen
zu sein als der folgende.

d) Nr. 396, Taf. LXXXIX. 747. 749. 753, Taf. XCI. Die Klinge ist schmäler
als beim Typus c, die Schneiden sind leicht einwärts geschweift; oben laufen sie
meist in scharfe Spitzen aus, mit aufgebogenen Enden, zur Festigung des Heftes.
Der obere Abschluß ist jederseits der (jetzt fast immer abgebrochenen) Griffzunge
flach eingebuchtet. Vier große, goldplattierte Nägel hielten das Heft fest. Vgl.
Gillierons Ergänzungen, oben S. 95 f. Abb. 25 ff. Die ziemlich breiten, ganz fla-
chen, abgefasten Mittelrippen sind entweder glatt (Nr. 753, 749) oder mit Spira-
len (Nr. 396) oder Greifen (Nr. 747) in flachstem Relief verziert2). So stellen diese
Klingen eine Verbindung von Elementen der oben erwähnten von Chamaizi,
Hagia Triada (Abb. 89 c, d) und Malia dar, zugleich die Weiterentwicklung rein
minoischer Tradition zu ihrer höchsten Vollendung. Zu den Darstellungen unten
S. 280.

e) Nr. 394. 395. 744. 746. 764. 765, Taf. XCI—XCIV. Nr. 746 trägt jederseits
eine eingelegte Silberplatte mit kantiger Mittelrippe, die übrigen Stücke die be-
rühmten, mannigfach inkrustierten Schmuckplatten. Sie bilden eigentlich nur
eine Variante der eben besprochenen Dolche mit flachen, abgefasten Mittelrip-
pen. Die wesentlichen Elemente der Form sind die gleichen. Die reiche, kunst-
volle Technik (vgl. S. 313 f.) ist bisher nur auf dem Festlande und vielleicht auf
Thera bezeugt; indessen kann, wie Malia gelehrt hat, ein neuer Fund jederzeit
unsere Kenntnis kretischer Prunkwaffen erweitern. Nach ihrem Stil sind unsere
Dolche jedesfalls rein minoisch, und ihre unzweifelhaften Beziehungen zu ägyp-
tischen Prunkwaffen (Evans I 714 ff.) verweisen ihren Ursprung gewiß auch nach
Kreta, das damals wohl allein in der Ägäis unmittelbaren Handelsverkehr mit
Ägypten pflog (unten S. 319 f.).

f) Nr. 736, Taf. LXXXI/II. 904, Taf. XCV. Vgl. oben Nr. 746. Dolche mit
kantigen Mittelrippen sind selten. Nr. 904 zeichnet sich durch die spitzen „Hör-
ner", die lange, ganz erhaltene Griffzunge, sowie durch die kleinen Heftnägel aus
und gleicht darin ebenso den Schwertern desselben Grabes (Nr. 905, 906) wie der

') Vaphio: Tsuntas, 'Ecp. äpx. 1889, 149 f. Taf. 7. Kakovatos: Kurt Müller, Ath. Mitt. XXXIV 1909, 291 f.
Taf. 12, 9. Ägypten: F. v. Bissing, Theban. Grabfund. 1 f. Taf. 2 (= Winter, Kunstg. in Bild. I 3, Farbtafel).

2) Nr. 747 ist bei Evans, Shaft Graves 32 Abb. 18 nach dem alten Schliemannschen Holzschnitt (Mykenae 350
Abb. 466) fälschlich ohne die Mittelrippe mit Greifen wiedergegeben.

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