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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0216

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208

III. Ergebnisse

Abb. 91/2. Lanzenspitze und Gußform von Sesklo.

fehlen vorläufig noch alle Zwischenglieder; doch vergleiche man das oben S. 174
zu der Goldnadel 245 Bemerkte.

Pfeilspitzen lagen nur im IV. Grabe: 536—540, CI; 26 Exemplare aus
schwarzgrauem, rotem oder gelbem Feuerstein, 12 aus Obsidian (obere Reihe der
Tafel). Bronzene Pfeilspitzen erscheinen neben steinernen schon in den ältesten
Kuppelgräbern1). Doch ist bei unseren Stücken das Material keineswegs ein
Zeichen zurückgebliebener Technik; sie sind im Gegenteil kleine Meisterwerke,
viel schärfer und auch viel schwieriger herzustellen als bronzene. Zwei Haupt-
formen lassen sich scheiden, je nachdem die Enden Krebsscheren oder Schwalben-
schwänzen ähneln. Zu jener wird fast stets Obsidian verwendet (12:2 Ex.), zu
dieser Feuerstein (24:2 Ex.). Vereinzelt kommt eine olivenblattförmige Variante
vor. Zum Schaft verwendete man feines Rohr, in dessen Spalt die Pfeilspitze ein-
geschoben wurde. Von dem gefiederten Ende geben der Pfeil in der Weiche des
Löwen auf 34, XXIV und S. 192 Abb. 88 und eine elfenbeinerne Nachbildung
aus den Temple Repositories von Knossos eine Vorstellung (BSA. IX 61
Abb. 40; Evans I 548 Abb. 399). Die frühhelladisch-kykladische Pfeilspitze mit
Löchern zum Festbinden fehlt in Mykenai, ebenso wie die mit breiter vorderer
Schneide; diese zeigt ein Elfenbeinsiegel aus der Gegend von Knossos, das Evans
I 197 Abb. 145 der Wende zwischen FM. und MM. zuweist. Wir werden in den
mykenischen Pfeilspitzen einheimische, von Kreta nicht beeinflußte Arbeiten
erkennen dürfen2).

*) K. Müller, Ath. Mitt. XXXIV 1909, 292 Taf. 15.

2) Auf Kreta fehlen steinerne Pfeilspitzen fast ganz (Exc. at Phylakopi 223). Die festländischen sind offenbar
abhängig von nordischen Vorbildern wie denen der Werkstatt von Butmir bei Sarajevo (unten S. 289).
 
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