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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0225

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4. Schutzwaffen

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am Riemenwerk der Wehrgehenke ein, ohne daß sich die Stellen genauer be-
stimmen ließen. Zu Verschlußstücken sind sie nach ihrer Form besonders ge-
eignet. Stilistisch unterscheiden sich 348=673 klar von den übrigen, die ihrerseits
in ihren Mustern den runden Knöpfen verwandt sind, freilich nicht ohne tren-
nende Besonderheiten (unten S. 266. 270 f.).

Runde Goldknöpfe ohne beinerne Unterlage sind in Massen vorhanden,
besonders zahlreich aus Grab IV (Taf. LIX): 315 und 352 (150 und 200 Ex.),
aus ganz dünnem Blech, je nach der Größe mit einem oder zwei punktierten
Kreisrahmen; 366—368. 370. 383 (125 Ex.), oben mit scharfen Rändern ein-
gedrückt; 362/3 (mehrere Hunderte), ganz winzig, nach der einleuchtenden Ver-
mutung von Sta'is, Coli. myc. S. 44, aus verschiedenen Gräbern gesammelt:
339 (bloß 8 Ex.), flachgewölbt, glatt, drei Formate. Grab V war weniger reich:
666, LXII (68 Ex.) bietet eine größere, reicher ausgestaltete Parallele zu 352; 686
bis 688 (13 Ex.) gleichen 366 ff.; 691, LXIII. LXV (64 Ex.) unterscheidet sich von
339 nur in den Maßen. Die Verwendung dieser Knöpfe läßt sich nicht sicher be-
stimmen. Viele werden von Schildschmuck stammen, die größeren den Darstellun-
gen auf 35 und 241, die kleinsten 116 entsprechend angebracht gewesen sein
(Taf. XXIV, oben S. 212). Jedoch gibt es auch andere Verwendungsmöglichkeiten.

b. Helme

Es ist das Verdienst von Chrestos Tsuntas, dem richtigen Verständnis
für mykenische Helmformen den Weg gebahnt zu haben {Mvafjvai 81; 'Ecp. äg%.
1888, 165 f., Taf. 8). Darauf weiter bauend hat dann Reichel (Homer. Waffen2
94ff.), die Frage so gründlich erörtert, daß nur noch Ergänzungen auf Grund
neuer Funde nachzutragen sind — allerdings sehr wichtige Ergänzungen, da sie
uns erst die minoischen Helmtypen kennen lehren, von denen die festländischen
unmittelbar abhängen. Derselbe Siegelabdruck von Zakro, der uns die Abbildung
„böotischer" Schilde bewahrt hat (Evans I 308 Abb. 227), zeigt auch einen kegel-
förmigen Helm mit spitzem Buschträger und sichelförmigen, offenbar beweglich
gedachten Backenklappen. Wenn diese Darstellung wohl noch ein wenig älter als
unser IV. Grab ist, führt uns das Bild auf einer Palaststil-Vase von Isopata (Evans
III 310 Abb. 198, nach Tomb of the Double Axes 25 ff. Taf. 4) schon ins XV. Jahr-
hundert herab. Es stellt einen Helm ähnlicher Form dar, dessen Gliederung in
wagrechte Streifen durch gleich zu besprechende mykenische Funde erklärt wird.
Auf dem großen Steatittrichter von Hagia Triada, der unserm Grabe IV annä-
hernd gleichaltrig sein dürfte (Bossert Abb. 89 ff.; Kurt Müller, Arch. Jahrb. XXX
1915, 247 ff. Abb. 3), trägt ein Teil der Faustkämpfer einen der späteren korin-
thischen Form ähnlichen Helm mit größeren Backenklappen und tief herabrei-
chendem Nackenschutz. Ähnliches scheint auf einem Siegelabdruck von Hagia
Triada (Evans I 691 Abb. 512) gemeint zu sein. Kurt Müller nennt diesen singu-
lären Typus einleuchtend eine Gladiatorenwaffe und verweist auf ein genau ent-
 
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