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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0226

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218

III. Ergebnisse

sprechendes ausgeschnittenes Elfenbeinrelief aus Knossos in Candia. Wace hat
jüngst im Athener Nationalmuseum einen ähnlichen Helm aus Eberhauern zusam-
mengestellt, die er in einem Kammergrabe von Mykenai entdeckt hat. Damit kom-
men wir wieder zu den Schachtgräbern zurück.

Hier hat nun Grab IV eine reiche Ausbeute einzelner Helmteile bewahrt, die
sich nach etwas jüngeren mykenischen Elfenbeinreliefs wie Abb. 94 (Nat. Mus.
2468; vgl. Reichel, a. a. 0. 103 Abb. 38; Bossert Abb. 227) in allen Einzelheiten

rekonstruieren lassen: eine spitzgewölbte, den
kretischen Abbildungen entsprechende Kappe ist
mit wagrechten Leisten besetzt, zwischen denen
abwechselnd nach rechts und links gewandte
Reihen von Eberhauern befestigt sind. Ganz
entsprechende Helme sind auf dem Silbergefäß
605 g. h. p, CXXXI und offenbar auf den Kampf-
darstellungen 35. 116. 241, XXIV und S. 59
Abb. 14, sowie 481, S. 107 Abb. 35 und 174
Abb. 83 unten abgebildet; zum Teil sind hier
auch deutlich Backenklappen und Nackenschutz
zu erkennen, nur auf den kleinen Bildchen
naturgemäß nicht so eingehend wiedergegeben
wie auf Abb. 94 und verwandten Elfenbein-
reliefs ). Aus den größeren Reliefs des Silberge-
fäßes ergibt sich aber für die Schachtgräberzeit
eine einfachere Gliederung solcher Helme: zwei
Reihen von Hauern statt fünf auf Abb. 94 (Nacken-
schutz und Backenklappen sind leider auf 605 g.
h. p weggebrochen). Dazu stimmt nun ausge-
zeichnet der Befund von Grab IV (521—531,
LXIXf.; vgl. die Beschreibung S. 112): erhalten sind über 50 große Mittelstücke
von Eberhauern, von denen etwa die eine Hälfte nach links, die andere nach rechts
gerichtet am Helme saßen, also bei 56 cm Kopfumfang gerade die beiden untersten
Streifen füllten; ferner Hauerspitzen, die vielleicht ganz oben am Scheitel ange-
bracht waren (10 Exemplare), und wenige gerade abgeschnittene Stücke; endlich
mehr als 60 rechteckige, dünne Plättchen, die offenbar zu Backenklappen und
Nackenschutz gehörten. Denn sie zeigen an jedem Ende paarweise Löcher, waren
also durch Drähte oder Schnüre beweglich miteinander verbunden, während die
übrigen, wie die Fadenlöcher und Einarbeitungen auf den Rückseiten beweisen,

l) Spata: Reichel, a. a. O. Abb. 39, jüngermykenisch; desgleichen Murray, Excav. in Cyprus 9f. Taf. 2.
Vgl. Gemme von Vaphio, 'E<p. dp/. 1899 Taf. 10, 37, danach Reichel 105 Abb. 41 (drei Reihen Eberhauer). Zu
den von Reichel, a. a. O. 103 Anm. 1 zusammengestellten ähnlichen Funden kommt vor allem Evans, Prehist.
Tombs 67.

Abb. 94. Elfenbeinrelief von Mykenai.
 
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