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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0294

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286

III. Ergebnisse

Es ist klar, daß dieser kymatischen Tendenz kaum ein Ornament so
vorzüglich entspricht wie das Wellenband: daher seine Beliebtheit und seine
glänzende Entwicklung in unserem Kreise. Daher auch die besondere Ausgestal-
tung der Spiralmuster, unter denen die Schalen- und Ösenform, sowie die Schräg-
verbindungen der Spiralnetze charakteristisch sind (Boehlaus „auf- und abstei-
gende Spirale").

Die entscheidende Bedeutung der Kreismuster tritt immer klarer her-
vor. Sie bilden die Grundelemente nicht bloß der runden Träger (Knöpfe, Plätt-
chen) ; sie dringen auch siegreich in die Rauten ein, sie bestimmen die Verzierung
der Diademe, Zacken, Blattsterne. Das Wesentliche ist dabei der kreisumrahmte
Buckel, nicht das etwa hinzutretende Ornament (Blattzweig, Sternblüte). Die An-
ordnung der Kreise und Buckel ist wiederum von klaren Gesichtspunkten be-
herrscht. Es handelt sich keineswegs um Streumuster. Über das An- und Abschwel-
len auf den Diademen haben wir schon gesprochen. Es wäre durchaus möglich ge-
wesen, bei wenig von der Geraden abweichenden Umrissen1), die Kreismuster
gleich groß zu machen. Ihre Abstufung entspricht also einem bestimmten, die sym-
metrische Anordnung ebenso wie den Wellenrhythmus betonenden Stilwillen.
Ihm dienen auch die einfachere Verzierung der kleinsten Kreise an den Enden, die
fortschreitende Bereicherung nach der Mitte zu; ferner die in die Zwickel einge-
setzten Kreise, die ganz leichte Zäsuren darstellen: sie stehen paarweise überein-
ander zwischen den großen, aber weit genug entfernt und unverbunden, so daß
sie nicht stören, wie die senkrechten Streifen auf 229 ff., XLI.

Bei der Krone 1, XI f. ist die Anordnung weniger durchsichtig. Das Kyma-
tische wird dadurch erzielt, daß die Elemente der Dekoration, Kreise und Stern-
blüten, regelmäßig abwechseln, und zwar in den beiden oberen Streifen in umge-
kehrter Reihenfolge:

a b a b a b a
babababab
b a b a b a b

Die Schrägstellung der gleichen Muster zueinander, in den drei Reihen, macht das
Ganze noch lebendiger. Die kleinen Kreisbuckel sind hier wirklich nur Füllsel,
ebenso die Blüten und Zweige am oberen Rande, die aus der Gesamtverzierung
sonderbar herausfallen. Dagegen befolgen die zu der Krone gehörigen Zacken 7,
XV die bei den Diademen besprochene Anordnung; nur tritt hier Abwechslung der
Muster hinzu, und das Ganze wird am breiten Ende durch ein Querband (Spiral-
netz, drei Sternblüten) abgeriegelt, während auf 5, XIV hier nur ein leicht geritz-
tes, konzentrisches Bogenpaar den Abschluß andeutet. Auch bei diesen verhältnis-
mäßig geringen Stücken äußern sich die Grundtendenzen unserer Ornamentik:
saubere Klarheit des Einzelmusters, sichere Linienführung, Gliederung und Ord-

*) Wie 232—234, XXXVI; 232 hat zudem noch, entgegen dem Brauche, zwei gerade innere Rahmenlinien.
 
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