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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0321

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14. Das Handwerk und seine Technik

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S. 109. 160 Abb. 78 f. 251. Technisch bot das weiche Metall keinerlei Schwierigkei-
ten. Die bronzenen Ränder sind über dem Blei getrieben.

Die höchste Blüte des mykenischen Handwerks stellen die kostbaren Schwer-
t e r und Dolche dar, die gewiß zum allergrößten Teil im Lande hergestellt sind.
Die Bronze der Klingen ist vorzüglich, nicht minder die Schmiedearbeit, wie gut
erhaltene Exemplare lehren (z. B. Taf. LXXIII f. LXXX ff. LXXXIXff.). Hier
erkennt man auch die feine Profilierung der Mittelrippen und die oft meisterhafte
Verzierung, die von Riefen und Spiralbändern in flachstem Relief (Taf. LXXXIII)
zu reicheren Mustern (Taf. LXXXV. LXXXIX f.) und Friesen von Pferden und
Greifen führt (Taf. LXXXVI. XCII, oben S. 101 Abb. 34. 135 Abb. 50). Keine der
bisher auf Kreta gefundenen Klingen kann sich auch nur entfernt mit den unse-
ren messen.

Dasselbe gilt von den eingelegten Dolchklingen, die den Gipfel der Kunst-
fertigkeit des gesamten Altertums darstellen. Die überlegene Beherrschung aller
technischen Mittel äußert sich schon darin, daß diese für fast jedes Stück verschie-
den ausgewählt und verbunden sind. Bald wird eine goldene Platte mit gravier-
tem, niellogefülltem Spiralnetz verziert (744, XCI f.), bald sind goldene Plättchen
und Bänder in mit Niello gefüllte Rinnen eingebettet (Elektronbecher 390, CXIIf.).
Beim Dolch mit der Löwenjagd (394, XCIII f. S. 95 f. Abb. 25 ff.) sind die Fi-
guren aus Blechen verschiedenfarbiger Legierung von Gold, Silber und Kupfer
ausgeschnitten und in gerauhte Lehren der Platten eingehämmert, die Innenzeich-
nung graviert, gepunzt, z. T. nielliert. Die Klinge der „Nillandschaft" (765,
XCIII f., S. 138 Abb. 54 ff.) zeigt die gleiche Technik, aber außerdem ist der
Grund zwischen den Figuren ausgehoben und mit Niello gefüllt1). Auf dem Lilien-
dolch (764, XCI f. S. 137 Abb. 50. 53) sind die aus Gold und hellem Elektron ge-
bildeten Blüten flach eingehämmert, dasselbe gilt für die wolkenartigen Gebilde
des Löwendolches (395, XCIII f. S. 96 f. Abb. 28 f.); indessen sind die Löwen
selbst auf der Platte in flachem Relief ausgearbeitet, wie die oben erwähnten
Pferde und Greifen, und dann mit zweifarbigem Goldblech plattiert, die Einzel-
heiten graviert, die Augen eingepunzt.

Eine so verblüffende Vielseitigkeit zeugt von langer Werkstattübung und
-erfahrung. Aber wo stand diese Werkstatt? Es liegt sehr nahe, an Mykenai zu
denken; denn während auf Kreta bisher keine Spur dieser geradezu an Metall-
malerei grenzenden Inkrustationstechnik aufgetaucht ist, finden wir sie in der
Peloponnes mehrfach. Längst bekannt sind die Klingen von Vaphio (Tsuntas,
'Ecp. aq%. 1889, Taf. 7, 1. 2. 5; Sp. Marinatos, Essays in Aegaean Archaeology 63 ff.;

*) Vgl. zur Technik die Beschreibungen im II.Teil und Evans III 113 ff. mit den Zeichnungen E. Gillierons d. J.
Abb. 63 f. 70 ff. Farbtaf. XX, der einzigen ausreichenden Abbildung, die wir besitzen. Leider kann ich der hohen
Kosten wegen nichts Ähnliches bieten. Die Stadien der Herstellung lehrt an der Klinge mit der Löwenjagd Evans III
119 Abb. 70 verstehen.

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