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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0338

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330

III. Ergebnisse

starke Kinnbacken, kurz einen eher „armenoiden" Rassetypus (oben S. 324 f.), der
zu den Masken im Gegensatz steht. Bei diesen drängt sich ganz von selbst die Er-
innerung an Hellenisches auf; ich glaube, daß dieser Eindruck nicht trügt. Dadurch
werden die sicher einheimischen, mykenischen Werke zu Denkmälern höchster
historischer Bedeutung1).

Man darf diese immerhin primitiven Versuche des Porträts natürlich nicht
an dem hoch entwickelten ägyptischen Bildnis messen. Vergleichen wir die Masken
mit anderen Menschendarstellungen aus den Schachtgräbern, so fällt der grund-
legende Unterschied zwischen ihnen, der Mangel klarer Stilisierung bei jenen auf2).
Das unbeholfene Streben nach der Wiedergabe der individuellen Züge verleiht
ihnen aber für die Rassenfrage erhöhte Bedeutung; denn sie machen keine Kon-
zessionen an künstlerische Forderungen oder Stiltradition und können daher um
so eher als objektive anthropologische Dokumente gewertet werden, wie das Eugen
Fischer erschöpfend getan hat. Will man zeitlich scheiden, so wird man die sche-
inatischen Exemplare 253/4 an den Anfang der Reihe setzen, dann 259, 623 und
zuletzt 624 folgen lassen. Einer der Toten von Grab V scheint beraubt worden zu
sein (oben S. 36); dabei mag er auch seine Maske verloren haben, wenn sie ihm
nicht, wie den Insassen von II und VI, von jeher fehlte. Offenbar kam dieser
Schmuck nur den Allervornehmsten zu. Daß die Frauen ihn entbehren, ist einer
der wichtigsten Fingerzeige für ihre im Vergleich zur minoischen Kultur weniger
überragende Stellung (oben S. 181. 189, unten S. 340).

') Eine ganz reine Rasse wird man in einer verhältnismäßig so späten Zeit nicht erwarten. Auch die früh-
mykenische Herrenschicht hatte sich gewiß schon mit der helladisch-karischen Bevölkerung vermischt.

2) Deshalb haben auch die Maße keineswegs die Bedeutung, die ihnen bei stilistisch ausgeprägten Porträts zu-
käme. Ich stelle sie hier zusammen:



253

254

259

623

624



5,3 ca.

unbest.

8,5—9,5

8,0 ca.

12,85



5,3

5,2

5,6

4,3

6,2



5,3 ca.

5,2 -5,3

7,1

8,0

6,2



1,8

2,0

2,5

3,0

1,7



2,1

1,9

3,2

5,2

3,2



24,6

20,2

31,3

32,0

28,6

Nasenrücken—Ohrrand...............

12,4

9,9

15,7 u. 16,0

15,7 u. 16,3

14,3



9,1

9,5

11,7

13,3

11,7



3,7

4,0 '

8,2

6,3

7,2



8,4

8,3

9,3

10,6

10,95



2,2

2,1

2,5

2,2 (?)

2,2

Rechtes Auge (Länge).................

3,4

3,1

3,4

4,2

4,55

Linkes Auge (Länge)..................

3,1

3,1

3,7

4,15

4,55

Rechtes Ohr (Höhe)..................

5,1

5,0

5,9

7,0

6,55



5,4

4,8

6,1

6,5

6,9

Dem besonderen Zustand der Masken entsprechend habe ich obige Maße gewählt, die den von Kalkmann, Die
Proportionen des Gesichts 15 ff. zugrunde gelegten leicht angeglichen werden können.
 
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