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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0359

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Sonderstellung der Schachtgr äb er

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gerieft, von ganz winzigen bis zu größeren Formaten; kleine Kugeln, zu dreien oder vieren
zusammengeschweißt; Cylinder aus solchen Kügelchen; längliche, Hirsekörnern ähnliche
Perlen; bienenkorbartige Spiralschnecken, einfache und verdoppelte Spiralvoluten, kon-
solenförmige Schmuckstücke; Rosetten einfacher und reicherer Ausgestaltung, geschlos-
sene und offene Papyrusblüten (in den Schachtgräbern nur ein bescheidenes Beispiel,
794, S. 142 Abb. 60), Lilienblüten verschiedener Gestalt; Pilgermuscheln und Purpur-
schnecken, einfache und symmetrisch gepaarte Nautili; aus der Puppe kriechende
Schmetterlinge; rechteckig oder sechseckig zugeschnittene Plättchen mit „Efeublättern",
Wellenmuster, Spiralen, Fabelwesen u. a.; Tropfen, Schilde, Altäre, Kännchen, käfig-
artig durchbrochene Glieder; Vögelchen, kleine Frauen: das Alles kehrt an den verschie-
densten Fundstätten des XV.—XIII. Jahrhunderts mit einer Gleichartigkeit wieder, die
ohne nähere Fundumstände jede örtliche oder zeitliche Bestimmung ausschließt. In den
Schachtgräbern findet sich nichts davon, abgesehen von den oben erwähnten, ganz ver-
einzelten Beispielen. Auch von den später zu Tausenden auftretenden „Spinnwirteln"
(eher Knöpfen) aus Steatit1) fehlt jede Spur in unseren Grüften.

Ebenso steht es mit den Waffen. Von mächtigen Schwertern wie den oben S. 200 ff.
beschriebenen sind auf der Akropolis von Mykenai einige besonders große steinerne
Knäufe erhalten (Nat.-Mus. und Nauplia), ebenso in Vaphio und dem argivischen Heraion
eingelegte Dolchklingen (oben S. 313f.); aber zu den kostbaren Griffen und Knäufen bietet
das Festland bisher keine Analogien (ähnlich ein Griff aus Leukas, oben S. 345 Anm. 2),
ebensowenig zu den mit Reliefs verzierten Klingen. Diese sind auch in ihren Formen
zeitlich eng begrenzt. Schon in Dendra und in den gleichzeitigen oder wenig jüngeren
mykenischen Gräbern treten an die Stelle der mittelalterlich wuchtig anmutenden
Schwerter elegante Paradedegen, deren Form ebensowenig kriegerisch anmutet wie der
z. T. ganz gebrechliche Schmuck von Griff und Knauf2). Das SM. II—III auf Kreta bietet
ganz Ähnliches8). Auch die Goldknöpfe von Wehrgehängen sind den Schachtgräbern fast
allein eigentümlich; zu den runden gibt es wenige Gegenstücke4), zu den rautenförmigen
kein einziges. Kreta versagt hier völlig. Dasselbe gilt von den Querstäbchen, oben S.213f.
Dagegen sind Lanzenspitzen, Messer, Meißel der in den Schachtgräbern geläufigen Formen
auch sonst nicht selten, ebenso die steinernen Pfeilspitzen, die freilich die Zeit der ältesten
Kuppelgräber kaum überdauern, und die Eberhauer von Helmen.

So ergibt sich aus Allem für unsere Schätze ein geschlossenes Bild selbständiger
Eigenart.

Persson, Royal Tombs of D. 63 ff. Abb. 41 ff. 103 ff. Abb. 80, Taf. 25. 27. 33. 35. — Vapbio: 'Ey^x. öpX. 1889, Taf. 7.—
Kakovatos: Ath. Mitt. XXXIV 1909, 271 ff., Taf. 12 f. — Menidi: Kuppelgr.v. M. Taf.5. — Spata: BCH. II 1877, Taf. 13ff.
— Theben: 'E<pnu. dpX. 1910, 219 Abb. 11; Ae.Vriov 3, 1917, 133 Abb. 98. 160 Abb. 119. 177 Abb. 129. 183 Abb. 132. —
Volo: "Ecpnu. &PX- 1906, Taf. 14. — Knossos: Evans, Prehist. Tombs 26 Abb. 20. 58 Abb. 60. 71 Abb. 80 f. 76 Abb. 85.
85 Abb. 95 f. 89 Abb. 101. 130 Abb. 119. 152 ff. Abb. 130ff.; Tomb of Double Axes 6 Abb. 10. 18 Abb. 26. 31 Abb. 42 f.
42 Abb. 56. 44 Abb. 59. 47 Abb. 57. — Phaistos: Mon. Lincei XIV 1904, 523 Abb. 13 f. 595 ff. Abb. 58 ff. 632 ff.
Abb. 100 ff., Taf. 39. — Rhodos: Furtwängler-Loeschcke, Myk. Vasen Taf. A—C; Annuario Sc. Ital. Atene VI/VII 1923/4,
99 f. Abb. 17 ff. 139 Abb. 61. 148 f. Abb. 69 ff. 157 Abb. 82. 164 f. Abb. 92 f. 198 Abb. 121 f. 220 Abb. 142. — Dazu
Bossert Abb. 190 f. und Geislinger Katalog S. 27 ff.

Vgl. z. B. Furtwängler-Loeschcke, a. a. O. Taf. A 5. 10 f. B 20; Persson, Royal Tombs of Dendra 84 f. Abb. 58 u. a.

-) Persson, a. a. O. 60 Abb. 37 f. Taf. 20ff.; 'Ecpn.u. dp/. 1897, Taf. 7f.; Geisl. Kat. 14, 125. 19, 26f.

;l) Evans, Prehist. Tombs 105 ff. Abb. 109 ff.; Savignoni, Mon. Lincei XIV 1904, 535 f. Abb. 20. 603 Abb. 70 f.

") Nat. Mus. Nr. 990. 1030f. 1033. 1036. 1040. 5421. 6254, alle aus Mykenai; Ath. Mitt. XXXIV 1909, 282 ff.
Abb. 5 ff. (Kakovatos); oben S. 213 ff.; Evans, Shaft Graves 82 Abb. 59. Die häufigen leicht geschlitzten Scheiben aus
Glas, wie 'Etpi;(u.. dp/. 1888, Taf. 9, 8, sind Halskettenglieder und haben mit unseren Knöpfen nichts zu tun.

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