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Karo, Georg
Die Schachtgräber von Mykenai (Band 1): Text — München, 1930/​1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.14445#0363

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Berichtigungen und Nachträge

355

S. 333 f. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, daß ich griechische Heldensage von
mykenischen Mythen ableite. Für solche gibt es m. E. keinerlei Anhaltspunkte
in der Fülle unserer Denkmäler, übrigens auch keine irgendwie erweisbaren Szenen
der Göttersage unter den zahlreichen Götter- und Kultdarstellungen. Weder die
„Skylla" des knossischen Siegelabdrucks (oben S. 107 Abb. 37), noch der von
A. v. Salis, Theseus und Ariadne 27 ff. auf die Labyrinthsage gedeutete Tirynther Ring
können hier ernstlich in Betracht kommen. Auf den beiden Halskettengliedern
von Dendra, Pei-sson, Royal Tombs at Dendra 65, Abb. 43 f. 121 ff., sind die Dar-
stellungen schwer erkennbar; ein Löwe und eine Ziege und, wie es scheint, ein
Reiter (dann der einzige mykenische, oben S. 338, 3), ganz sicher weder Europa
noch die Chimaira. Damit werden Perssons Ausführungen hinfällig. Aber auch
M. Nilssons wertvollem Werke The Mycenaean Origin of Greek Mythology (1932)
kann ich hierin nicht folgen. So gewiß die griechische Heldensage geschichtliche
Ereignisse der mykenischen Vorzeit widerspiegelt, so abweichend, ja entgegen-
gesetzt scheint mir Wesen und Ethos der archaischen Hellenen dem mykenischen.
Ich kann darauf hier nicht näher eingehen. Daß auch die Träger der mykenischen
Kultur griechischen Stammes waren, steht dazu nicht in Widerspruch. Wie ver-
schieden sind ohne Zweifel Goten und Vandalen von den Deutschen der Zeit des
Nibelungenliedes gewesen.

S. 336, vgl. 316f. Für die ägäische Bronzetechnik ist von entscheidender Wichtigkeit das
Vorkommen von Zinn im inneren Kleinasien, auf das F. W. v. Bissing, Sitz.-Ber.
Bayr. Akad. 1911, 6, 6 ff. und JHS. LH 1932,119 hingewiesen hat. Dadurch werden
wir von den mühsamen Kombinationen befreit, die nötig waren, solange die Mittel-
meerländer auf britisches Zinn angewiesen schienen.

S. 339. Ein vereinzeltes Pferdegebiß aus Mykenai, Nat. Mus. Nr. 2553; 'Ecpr^. dp/. 1891, 25.

S. 342 f. Zu den nordafrikanischen Rundgräbern, deren Ähnlichkeit mit denen der Messarä
mir aber nicht beweiskräftig zu sein scheint, Evans II 36 ff. Abb. 17.

S. 349. Die Rolle, welche das Donaugebiet, vor allem im Bereich des späteren Ungarns,
für den mykenischen Handel gespielt hat, fordert eine gesonderte Untersuchung.
Von großer Bedeutung ist hier die Ornamentik der reichen Goldfunde. Von den
frühen Stücken der IV. Bronzezeit-Periode (um 1000 v. Chr.) werden sich hoffent-
lich allmählich Verbindungsglieder bis zurVölkerwanderungszeit aufdecken lassen,
wie z. B. auch die charakteristischen, geknickten Flügel minoischer und mykeni-
scher Fabelwesen in der hethitischen Kunst seit dem III. Jahrtausend, anderseits
noch in der sassanidischen erscheinen (Matz, a. a. O. 65f.). Zum Ornament auch
M. Wosinsky, Die inkrustierte Keramik der Stein- und Bronzezeit (1904), bes.
Taf. 10. 12. 84 f. 91. 101 f. Der wichtigste Beleg für frühe Verbindung zwischen
Griechenland und Ungarn ist eine Scherbe aus Rachmani in Thessalien, deren
Bedeutung erst Matz, a. a. O. 231 f. Abb. 100ff. erkannt hat: hier erscheint die Ab-
bildung eines durchbrochenen Schmuckstücks, das wir in Bronze und Gußform
in Lengyel, abgebildet auf dem bekannten Tonidol von Klicevac wiederfinden.
 
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