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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0240

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2I. KREIS ^MOSBACH.

UNTERSCHÜPF

Schreibweisen, Litteratur und Geschichte s. bei Oberschüpf.

Zu der alten Pfarrei in Unterschüpf (Bisthum Würzburg, Kapitel Mergentheim)
stiftete Kraft III. von Hohenlohe i. J. 1368 eine Frühmesse und zugleich eine solche
in Oberschüpf. Beim Verkaufe an Adel von Tottenheim i. J. 1388 behielten sich
Ulrich und Friedrich von Hohenlohe die Kirchensätze, die zur Burg Schupf gehörten,
vor, traten jedoch noch im nämlichen Jahre das Vorschlagsrecht hierfür an die Totten-
heim ab. Von Ludwig von Hohenlohe erhielt sie 1564 Albrecht von Rosen-
berg gegen Uebergabe von Lehen ebenfalls als Lehen und so auch seine Erben-
Albrecht hatte bereits 1561 die Augsburger Konfession eingeführt und die beiden Früh-
messen sowie die zu Sachsenflur mit der zu Unterschüpf vereinigt. Die Grafen von
Hatzfeld versuchten erfolglos das Simultaneum in der Pfarrkirche einzuführen, richteten
statt dessen für die Katholiken des Schüpfergrundes im Schlosse eine Kapelle ein und
stifteten eine Pfarrei, die 1672 erstmals besetzt wurde. CEO

Die evangel. Pfarrkirche, wohl die Stelle der 807 genannten ältesten Kirche ein-
nehmend, besteht aus zwei, im rechten Winkel an einander stossenden, verschieden alten
Theilen: 1. einem von Ost nach West gerichteten gothischen Bau (Langhaus mit
Thurm im Osten, in dem der Chor war) und 2. einem i. J. 11617 rechtwinkelig ange-
bauten, nach Norden vorspringenden Flügel. (Es entstand dadurch nachträglich eine
gebrochene Anlage, wie solche ungefähr gleichzeitig von Schickhardt in der bekannten
Freudenstadter Kirche angeordnet worden ist, dem einzigen Beispiele dieser Art
in deutschen Landen). In der Ecke zwischen beiden Theilen ein polygonaler Treppen-
thurm, der zu der Empore führt. Unter Pfarrer Leutwein (Mitte XVEH. Jhs.) umfang-
reiche Reparatur; neuerdings eine abermalige würdige Instandsetzung des Innern begonnen.

Das Aeussere ist schlicht und schmucklos. Das Portal des nördlichen Anbaus
schliesst spitzbogig, lässt aber an den weichlichen Profilen und der barocken Verzierung
der Füsse des Rundstabes die Spätzeit (1617 s. oben) erkennen. Am Schlussstein das Stein-

1

metzzeichen: Hh das auch sonst wiederkehrt.

Das rundbogige P o rt al des Treppenthurmes zeigt gute, einfache Renaissanceformen.

Als Entstehungszeit des älteren Theiles lässt sich aus den derben Kreuzgewölben
des ehemaligen Chorraumes unten im Thurme, sowie aus den beiden gothischen Fenstern
daselbst die zweite Hälfte des XIII. Jhs. bestimmen.

Die Holzdecke stammt inschriftlich aus dem Jahre 1617 und wird auf der
Trennungslinie beider Theile durch einen kräftigen Unterzug getragen. Dass dieser erst
später eingefügt worden ist, ging aus der Jahreszahl (1646) hervor an einer den Unterzug
in der Mitte stützenden schlanken Säule (gelegentlich der letzten Restauration entfernt).
Sein reichliches Licht empfängt der luftige und hohe Raum durch grosse, zum Theil
erneuerte, zweitheilige Fenster mit gothisirendem Masswerk.
Empore Die rings im jüngeren Flügel sich herumziehende, geräumige Empore — inschrift-

lich vom Jahre 1619 — ist in der Form kunstlos, aber an der Vorderseite (vergl. Freuden-
stadt 1) mit biblischen Bildern von Seb. Eckhard aus Walldürn geschmückt, die freilich
auf Kunstwerth gleichfalls keinen Anspruch machen. Zwischen den bildlichen Darstellungen
abwechselnd gemalte Rococo-Füllungen.
 
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