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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0024

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i6

KREIS MOSBACH.

ehemaligen Halsgraben) 13,60 m, während sie über dem hinter dem Thurme gelegenen
jetzigen Burggarten nur 9,30 m emporstieg. Hieraus ergibt sich ein Unterschied in der
Höhenlage von Hof und Garten von 4,30 m. Wie die Ansatzspuren beweisen, sprang
die Mauer zu oberst auf der Innenseite um 0,90 m und auf eine ebensolche Höhe zurück,
wodurch ein ehemals durch Holzgerüste verbreiterter und bedeckter Laufgang, ungefähr
in der Höhe der Eingangsthür zum Berchfrit entstand.
Berchfrit Der Berchfrit der Bödigheimer Burg gehört zu den best erhaltenen Bollwerken

dieser Art im ganzen Odenwald [s. Aeusseres (Westseite), Grundrisse und Schnitte in
Fig. 5]. Wie Nachgrabungen ergeben haben, reichen seine Fundamente noch 2 m
tief unter den jetzigen Burghof bis auf den gewachsenen Felsen hinab, woraus sich an
dieser Seite vorn eine Gesammthöhe von fast 32 m ergibt, während seine Höhe über
dem westlich dahinter liegenden Garten nur 25,60 m beträgt. Die Lage ist die übliche:
an der am meisten gefährdeten, sturmfreien Bergseite. Der Vorsprang vor der beider-
seitig im rechten Winkel anstossenden Schildmauer beträgt 3,20 m. Die Einsteigthür
befindet sich, wie ebenfalls üblich, auf der dem Feinde abgekehrten westlichen Seite, in
einer Höhe von 11,15 m über dem Gartenniveau.

Der Grundriss ist quadratisch bei 6 m Seitenlänge. In diesen Abmessungen steigt
der Thurm ohne Absatz oder Verjüngung bis zum Rundbogenfriese auf, welcher um 2 5 cm
auslädt und die theilweise zerstörte Brüstungsmauer der obersten Plattform stützt. Ein
eigentlicher Sockel unten ist nicht vorhanden, dagegen erscheint das Mauerwerk auf der Ost-
seite, also gegen den ehemaligen Halsgraben zu, um 7 cm auf ungefähr 3 m Höhe vorgerückt.
Das Material ist rother Sandstein; nur in etwa zwei Drittel der Höhe hat man
den Sandstein vorübergehend durch Tuffstein ersetzt. Im Innern findet sich der Letztere
häufiger verwendet.

Die Aussen flächen sind in sorgfältigem Schichtgemäuer von Buckelquadern
ausgeführt. Fast sämmtliche Quadern, die Eckquadern regelmässig, haben ringsum einen
Randschlag von 5 cm. Die Buckel sind am untern Theile des Thurmes gesprengt, im
oberen Drittel dagegen sorgfältig behauen und in Kissenform abgerundet. Grösste Masse
der Bossenquadern: 1,24 m Länge, 0,95 m Breite und 0,43 m Höhe; mittlere Masse 0,70,
0,40, 0,38 m. Mittlere Ausladung der Bossen: unten 8 cm, im obern Drittel 15 cm. Das
Mauerwerk auf der Einsteigseite ist am wenigsten sorgfältig behandelt. Fast auf jedem
Quader zeigen sich Versatzlöcher für die Hebezange. Dass der Wehrgang um den Thurm

herumlief und (s. oben) ein direkter Zugang zum Berch-
frit von der Schildmauer aus vorhanden war, beweist
auch die Abkantung der Thurm-Ecken an der betr.
Stelle in Höhe von ungefähr 2,50 m.

Steinmetzzeichen sind nicht vorhanden; nur
ein etwa 5 m über dem Boden befindlicher Quader der
Westseite zeigt drei gleichschenklige, roh eingehauene
Kreuze (s. Fig. 6) auf dem Bossen. Im Innern ist das
Mauerwerk glatt, mit dem Schlageisen behauen.
Es sind 6 Geschosse vorhanden. Das unterste, das Verliess, ist von einem
flachen Tonnengewölbe bedeckt mit 51X42 cm weitem Einsteigloch, dessen Einfassstein
mit einem Falze zum Einlegen einer Deckplatte versehen ist. Die lichte Weite dieses Ge-
schosses beträgt 1,95 m im □, die lichte Höhe ungefähr 4,50 m (viel Schutt am Boden).

Fig. 6.
 
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