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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0040

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KREIS MOSBACH.

umgehen, für die Sicherheit der Bürger noch bessere Anstalten zu treffen. Die Ausführung liess
jedoch bis 1490 auf sich warten, wo eine zweite Ringmauer mit verschiedenen festen Thürmen
zur früheren trat und eine Vorstadt (suburbium satis amplum) sich anschloss. Dennoch war die
Festung dem Andränge der Franzosen 1688 nicht gewachsen. Dieselben rissen die äussere Mauer
z. Th. nieder und durchbrachen auch die innere an einzelnen Stellen. Nach der Einnahme von Mainz
durch die kaiserlichen Truppen legten die Bürger sogleich Hand an, um die Befestigungen wieder
herzustellen . . . Von den fünf Thürmen bestehen nur noch zwei, einer auf der Höhe neben der
Stadt als Wartthurm, und einer in der Mitte der Stadt als Wärterswohnung. Die andern drei mussten
1815 fallen als morsche, finstere Reste des Mittelalters«.

Thorthm-m Unsere Abbildung (Fig. 17) zeigt, in welcher Weise der einst im Zuge der inneren

Stadtmauer stehende Thorthurm jetzt von Wohngebäuden eingeschlossen ist. Der Verkehr
in der Hauptstrasse geht heute durch das ehemalige beiderseitig spitzbogige Stadtthor
hindurch. Ein rippenloses Kreuzgewölbe jüngeren Datums überspannt den dazwischen
liegenden Thorraum. In dem Thorbogen sind vorn noch der Schlitz für das Fallgitter
und hinten die Halssteine für die Thorsäule zu sehen. Die darüber liegenden Geschosse
haben je ein kleines, viereckiges, offenbar später eingebrochenes Fenster nach der ehe-
maligen Grabenseite zu; die Innenseite nach der Stadt war einst offen und scheint erst
nach dem Stadtbrand von 1717 mit einer Mauer verschlossen und mit Fenstern versehen
worden zu sein. Oberhalb des Gesimses, das diesen untern Theil abschliesst, tritt die äussere
Thurmlinie etwas zurück. An der Aussenseite liegt etwas tiefer ein zweiter Absatz, dessen
Zweck nicht recht einzusehen ist. Die den obersten Theil bildenden beiden Stockwerke,
die Uhrstube und Wärterwohnung enthalten, sind, nach der Art des Mauerwerks zu
urtheilen, gleichzeitig mit dem untern Theil, oder nur wenig später entstanden. Die
Buckelquadern, die die Ecken umsäumen, sind unten und oben dieselben; dagegen
entstammen das weit ausladende Hauptgesims und das darüber aufsteigende achtseitige
Zwiebeldach mit hohem Laternen-Aufsatz der erwähnten Restauration nach dem Brande,
worauf sich auch der Stein mit dem Stadtwappen und der Jahreszahl 1719 über dem
innern Thorbogen bezieht. Das Innere des Thurmes bietet nichts bemerkenswerthes.

Glocken Die beiden Glocken sind laut Inschrift im Jahre 1718 von Christoph Roth

in Mainz gegossen worden (s. a. unten S. 41).
Wartthurm Der südöstlich vor der Stadt, auf einer Anhöhe neben der Strasse nach Eberstadt

gelegene Wartthurm, den Breunig (s. oben) irrthümlich mit zu der ehemaligen Stadt-
befestigung rechnet, ist einer von den zahlreichen Beobachtungsposten, die bei hügeligem
Gelände die befestigten Städte zu umsäumen pflegten und die Aufgabe hatten, einen
weiten Ausblick zu ermöglichen, um die Besatzung vor feindlichem Ueberfall sicher zu
stellen. Der Thurm besteht aus einem 5,00 m hohen, kreisrunden Unterbau von 5,00 m
Durchmesser und einem ebensolchen aber nur 4,40 m im Durchmesser starken Oberbau, der
bis zur Plattform ungefähr 9 m misst. In der Höhe des Absatzes liegt die spitzbogige
Einsteigthür, über der seitlich oben die Jahreszahl IX9o mit einem Steinmetzzeichen
schräg auf einem Quader angebracht ist. Wahrscheinlich ist dies die Entstehungszeit
nur des oberen Theiles, der untere mag ein oder zwei Jahrhundert älter sein; auch die
Verschiedenheit der Wandstärke (unten 1,20, oben 0,95 m) spricht dafür. Material (Bruch-
stein) und Technik zeigen freilich keine Verschiedenheit. Hoch oben über der Einsteig-
thür befindet sich eine Giesslucke, deren wohlerhaltene Konstruktion beistehende
Figur Nr. 18 wiedergiebt. Ausserdem im obern Theile einige Maulscharten für Klein-
gewehrfeuer ringsum. Plattform und Zinnenbekrönung sind neuerdings vom Ver-
 
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