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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0075

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AMT BUCHEN. — LIMBACH.

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nach drei Seiten und hat offenbar in derselben Weise als Eingangshalle gedient, wie in
der alten Kirche zu Steinbach (s. unten) dies jetzt noch der Fall ist, nur dass dort bei un-
gefähr gleichen Abmessungen und gleicher Spannweite ein einziger, von zwei Ecksäulen
(0,68 m) getragener Spitzbogen nach dem Schiffe zu sich öffnet, während hier, trotz des
grösseren Durchmessers (0,80 m) der Säulen, zwischen die beiden Ecksäulen noch eine
Mittelsäule eingefugt, also ein Doppelbogen hergestellt ist. Bei den nur etwa 0,50 m
schmalen Seiten hat man sich natürlich auch hier mit einem ziemlich flachen Spitzbogen
ohne Mittelstütze begnügt. Die auf den schwerfälligen, aus je drei Trommeln gebildeten
Sandstein-Säulen etwa in Manneshöhe ruhenden Kapitelle sind in ihrer eigenthümlich
gedrückten Formgebung fast identisch mit denen zu Steinbach, so dass Entstehungszeit
und Urheber bei diesen beiden nah benachbarten Kirchen wohl dieselben sein mögen,
wenn auch die Steinbacher Thurmhalle, allem Anschein nach (s. unten), als solche erst i. J.
1514 nachträglich hergestellt sein mag. Auffällig hierbei nur, dass somit die ältere Lim-
bacher Kirche eine Nord-Süd-Richtung gehabt haben würde, was aber durch die örtlichen
Verhältnisse erklärlich erscheint. Die Thurmhalle ist mit einem ziemlich flachen, spät-
gothischen Rippengewölbe überspannt. Die beiden mittleren Geschosse haben schmale
Lichtschlitze, das oberste Geschoss dient als Glockenstube. Die aussen angebaute
Wendelstiege ist neueren Ursprungs, d. h. gleichzeitig mit dem Neubau.

Die jetzige Kirche, aus einem eingeschossigen Langhause und polygonalem Chor
bestehend, beide flach gedeckt, bietet als Bauwerk nichts bemerkenswerthes, ebenso-
wenig wie die innere Ausstattung, die am Hochaltar und den beiden Seitenaltären, sowie
an der Kanzel ein gemässigtes Rococo aufweist. Das Figürliche auch hier, wie so oft
in jener Zeit, unverhältnissmässig besser, als das Ornamentale, und von einer Sicherheit
der Formgebung, die eine grosse Routine der damaligen fränkischen Holzschneidekunst
bekundet.

Der einfache Taufstein datirt von \ • 7 -1• Z.

Eine Pietä, spätgothisches Holzrelief (ca. 1,00 m X 1,30 m) in Rahmen, von Holzrelief
ergreifendem Ausdruck (Maria), aber manierirter Körperbehandlung (Christus) und
Faltengebung. Links unten neben einem Todtenkopf vier Zeichen eingeritzt, drei
Haften und eine Art b, deren Bedeutung nicht klar ist.

Die Kommunionbank mit schön geschnitztem Rococo-Ornament ist i. J. 1809 aus Kommunionbank
dem aufgehobenen Franziskanerkloster in Mosbach ersteigert worden.

Von den drei Glocken stammt die grösste aus der in dieser Gegend viel vertretenen Glocken
Lachmann'schen Giesserei (z. B. Unterwittighausen, Uissigheim, Ballenberg, Eierschirm,
Niklashausen etc.). Sie trägt die Umschrift: Olailtia l gti$ l tllj l itl l Ullfer l fraeit l

tt 1 teilt 1 irfj 1 ßernljart i facijaman i go| i midj i anno i tmi i tn i tat i frRrtrfii}.°

Die mittlere Glocke ist 1760 von Franz Speck in Heidelberg für Limbach
gegossen und sowohl mit zwei Reliefs, als mit einem schönen barocken Fries verziert;
die kleinste Glocke von 1743, zugleich die einfachste, stammt aus dem Franziskaner-
kloster in Mosbach.

Die im Rathhaus aufbewahrten 2Pergament-Urkunden vom Jahr 1684 und 1718 Urkunden
beziehen sich auf die Bewilligung zweier Jahrmärkte durch die Mainzer Erzbischöfe
Anselm Franz und Lothar Franz; beide mit gut erhaltenen Siegeln.

Vom ehemaligen, 1525 durch die Bauern zerstörten kurmainzlichen Schlosse am Schioss
südöstlichen Ende des Dorfes sind ausser den Umrissen der innern Wallmauer nur noch

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