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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0080

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72

KREIS MOSBACH.

aus Ziegeln und Steinen aufgemauerter halbrunder Herd, umgeben von mächtigen
Aschen- und Kohlenschichten; in einer andern lag ein Haufen von ca. 60 kleinen
Schleuderkugeln aus Sandstein von ca. 1 o cm Durchmesser. Durch die Mitte der
Räume zog eine Entwässerungsdohle; der Oberbau dieser Grabenbaracken bestand
wahrscheinlich aus Fachlehmwerk, die Bedachung aus Reisig oder Stroh.

Von den Innenbauten des Kastells ist das Praetorium, da seine Mauern ohne
Fundament auf dem Lettenboden standen, nur noch schwer zu erkennen gewesen; es
bildete ein Rechteck von 52,80 m auf 41,70 m (s. Plan A.) Das Sacellum D in der
Mitte der Rückseite war fundamentirt und daher besser erhalten. Das mit Ziegeln gedeckte
rechteckige Gebäude B (20,75 auf i°>8o m, mit 6 Strebepfeilern) dürfte Wohn-
gebäude (des Kommandanten?) gewesen sein. Bei C stand ein kleines Badgebäude
mit nur 2 Räumen, Kaltwasserbassin und Apodyterium (Auskleideraum).

Ausserhalb des Kastells wurde, 41 m von seiner Südwestecke entfernt, das
gewöhnliche aus Sandstein aufgeführte grosse Badgebäude, in seinen Fundamenten

bis auf das durch den Strassenbau
von 1828 bis 1832 zerstörte südöst-
liche Stück noch vollständig gefunden
(Fig. 39). Die Nordfront (20,40 m lang)
hatte in der Mitte den Eingang (a), der
zunächst in das Apodyterium (Aj führte.
Oestlich schloss sich das Frigidarium
(Kaltbad) A1 an. Die 3 Räume C, D, E
werden Tepidarien (Zimmer für warme
Bäder) gewesen sein. Der mit Hypo-
kausten-Heizung versehene Raum H
jlffi war das Caldarium (heisses Luftbad)
mit Bassins in iTund den beiden Apsiden
H\ Die Zimmer F und G sieht man
am besten als Annexe des Caldariums
an. Die mit L und M bezeichneten, gleichfalls mit Hypokausten-Heizung (Feuerungs-
kanal, Praefumium, 0) versehenen Gelasse waren Sudatorien (Schwitzbäder). Ein solches
war vielleicht auch N, wenn man in dasselbe nicht besser das Vasarium (Raum zur
Heizung des Wassers) verlegt. Die Räume F, H1 und N waren zum Theil noch mit
Ziegelplatten belegt; in den Absidenraum H1
scheint bei b ein weiterer Heizkanal einge-
mündet zu haben.

Auf den im Badgebäude gefundenen
Ziegelplatten fanden sich wiederholt die
Ziegelstempel der 8. (Augusta) und 22. (Pia
Primigenia Felix) Legion, der 3. Dalmatischen
Cohorte und der 24. Cohorte der Voluntarier
(Beispiel s. Fig. 41). Vor der Gebäudefront lag neben einer Sandsteinplatte von 1 m Länge
und 86 cm Breite eine zweite (H. 71 cm, Breite noch 80, Dicke 24 cm) mit den End-
buchstaben einer Inschrift und einer abschliessenden Verzierung in Relief mit dem
Bild eines Kriegers, der nach Analogien als Mars gedeutet wird (Fig. 40). Das lange

Sinti

iiiSB

Fig. 40.
Römische Ziegshtempel aus Kastell Oberscheidenthal.

Fig. 41.
Relief stein vom Bad bei Oberscheidenthal.
 
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