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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0087

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".'

AMT BUCHEN.

SCHLOSSAU.

79

gegen die Südost-Ecke zu einer Art Plattenboden erbreitert, hin. Die Porta decumana
war nicht vorhanden. Von den Thürmen der drei andern Thore zeigte sich nur noch
der südliche der Porta Praetoria leidlich erhalten. Die Breite des Thorwegs konnte
noch an der Porta sinistra auf 3,75 m bestimmt werden. Weitere Thürme fehlten.
Dagegen war der umgebende Wallgraben,, der vor den Thoren unterbrochen erschien,
mit 85 cm Berme in der Breite von 5—6 m und ca. 1,50 m Tiefe noch nachzuweisen.
Im Innern des Kastells zog sich längs der Umfassungsmauer der Erdwall in
ca. 4,50 m Breite hin; an ihn schlössen sich, wenigstens an der Südseite, Gruben-
wohnungen an, deren Boden, 50—80 cm
tiefer liegend, mit Asche, Kohlen, Knochen
und einigen Thonscherben bedeckt gefunden
wurde. Das Praetorium war vorhanden, aber
kaum mehr zu unterscheiden, am besten noch
das S a c e 11 u m in einem Quadrat von 5 m
mit 0,90—1,15 m dicken Mauern.

Das Badgebäude, 59 m südöstlich
vom Kastell entfernt, wurde vom Alterthums-
verein von Buchen 1803 freigelegt und dann
ausgebrochen. Ein Plan (s. Fig. 46) mit einigen
beigegebenen kurzen Bemerkungen liegt noch
vor. In seinen Haupttheilen bestand es aus
einem 20 m langen und ca. 8 m breiten Recht-
eck; in den Gemächern war der Boden von
Kalkguss mit zerschlagenem Ziegelstein noch
erhalten. Ohne Zweifel ist A das Apodyterium
(Auskleideraum), mit 3 Thüren (I, II, III),
B das Sudatorium (Schwitzbad) mit dem
Feuerungskanal (Praefitrnium) a und Hypo-
kausten - Heizung. D und wahrscheinlich E
bildeten das Tepidarium (Warmbad), gleichfalls
mit Hypokausten {b c d Heizkanal, e Wasser-
kanal), F das Caldarium (heisses Luftbad), auf
dessen Hypokaustenplatten sich viele Ziegel-
stempel der 22. Legion (mit dem Beinamen
Pia Primigenia Felix) — s. Fig. 41 Nr. 4, vor-
fanden. G war das Vasarium (Raum zur
Heizung des Wassers).

Die bürgerliche Niederlassung zog sich, nach einzelnen Mauerresten zu
schliessen, vom Badgebäude gegen den jetzigen Ort zu. Südlich an sie angeschlossen
scheint das Gräberfeld gewesen zu sein; wenigstens wurde hier 1848 in einem Garten
der obere Theil eines Grabsteins (s. Fig. 47) mit der leider beschädigten Reliefdarstellung
eines sogen. »Todtenmahls«, noch 80 cm hoch und breit, gefunden, der zuerst nach Ernstthal
verbracht wurde und sich jetzt in der Karlsruher Sammlung befindet. Vor einem auf
einer Kline ruhenden bärtigen Mann steht ein Diener, in der vorgestreckten Linken einen
unkenntlichen Gegenstand haltend, während er in der gesenkten Rechten wahrscheinlich

Fig- 45. Kastell Schlossau.
 
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