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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0091

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AMT BUCHEN. — SCHWEINBERG. 83

Wittwe Michaels III. gefallen und nach dessen Tode an den protestantischen Schwieger-
sohn Graf Ludwig IL von Löwenstein. Im Verlauf der blutigen »Würtzburger
Fehde«, die sich bald darauf zwischen dem Grafen und dem Bisthum Würzburg entspann
(1599 bis 1617), setzte sich Letzteres unter anderm auch in den Besitz des Wertheim'schen
Amtes Schweinberg und wusste sich dort bis zum Reichsdeputationshauptscbluss i. J. 1803 .
zu behaupten.

Wie weit die erwähnten Eroberungen während des 30 jährigen Krieges Stadt und
Burg Schweinberg mitgenommen haben, ist nicht bekannt. Die völlige Zerstörung der
Burg ist wahrscheinlich erst erfolgt, als Turennes Heerhaufen i. J. 1673 Maingegend und
Odenwald verwüsteten und bei ihrem Abzug Schlösser und Städte in Brand steckten.
Wie Prozelten, Collenberg und Andere, so ist damals wahrscheinlich auch Burg Schwein-
berg für immer in Trümmer gesunken und die Stadt entsprechend verwüstet worden.

Ueber den ehemaligen Umfang, Reichthum und über die Ausrüstung der Burg gibt eine
Urkunde vom Jahre 1455 einen ungefähren Begriff, worin Graf Michael I. gegen seinen Schwager
Krafft von Hohenlohe bei Pfalzgraf Ludwig auf Schadenersatz klagt. Es heisst darin, dass auf der
Burg genommen seien: 500 Malter an Korn und Dinkel, 80 Malter Mehl, 200 Malter Haber,
30 Fuder Wein, vierzig Ochsen und Kühe, 80 Schweine, alles gesalzen, vierzig lebendige Stücke
Vieh. An Hausgeräthe seien genommen: 60 - Betten mit Zubehör, an Küchengeschirr, Pfannen,
Kannen und anderem Hausgeräth. Fünf reisige Hengste. An Harnischen: 60 Panzer, Kollar und
andern Harnisch zu 60 reisigen Mannen. An Armbrüsten: 50 guter Armbrüste, nebst 5° Winden
und 8000 Pfeilen. An Büchsen: Eine eiserne Büchse, die eine bleierne Kugel schoss bei 15 Pfund,
drei gegossene Schirmbüchsen: jede schoss eine bleierne Kugel bei 8 Pfund; vier Steinbüchsen mit
ihren Kammern und Laden wohl beschlagen; jegliche schoss eine steinerne Kugel, so gross wie
eine Passkugel; 4 Vogeler und 60 Hakenbüchsen, 60 Handbüchsen, 60 Springbüchsen, 8 Tonnen
Pulver, Feuerbecken u. s. w., 11 Zentner Blei. An Silbergeschirr, Kleinod, Hausgeräthe, das »unser
Gemahl von Meckmühl mit gebracht hatte und dazu sämmtliche Zugehörungen des Schlosses, und
was die edlen Reisigen und armen Leute, welche zu uns ge6ohen waren, hatten an Plausgeräthe,
baarem Geld und fahrender Habe«.

(Vorstehende geschichtliche Angaben sind zum grössten Theile handschriftlichen
Aufzeichnungen von Neuber, Wibel u. a. entnommen, die Herr Pfarrer Meidel mir zu
überlassen die Güte hatte.)

Von 1803 bis 1806 gehörte Schweinberg zum Fürstenthum Leiningen.

Die ehem. Burg ist weder ihrer baulichen Anlage noch ihrem ehem. Umfange nach Burg
einigermassen mehr zu erkennen. Alles, was von dem vielumstrittenen Herrensitze, der
sich auf einem steil abfallenden Felsen dicht über dem Dorfe erhebt, übrig ist, besteht in
Schutthaufen, dem Unterbau eines Rondells vorn an der Ecke sammt anschliessendem
Mauerzuge, sowie den Resten des ehem. Berchfrits, der noch bis vor wenig Jahren von
den Dorfbewohnern als Steinbruch benützt worden ist. Nur etwa bis zur Hälfte seiner
ursprünglichen Höhe erhalten, seiner Quaderverkleidung fast völlig beraubt und in
unwürdiger Nachbarschaft eines Stallgebäudes auf einem kahlen Platze macht dieser alte
Recke dennoch einen mächtigen Eindruck und gestattet einen Schluss auf die Grossartigkeit
der ehem. Burganlage. Aussehen, technische Einzelheiten und Masse gibt unsere Fig. 49.
Die Mauern des quadratisch angelegten Bauwerks sind nirgends in der ursprünglichen
Stärke mehr vorhanden, weil die innere glatte Quaderbekleidung durchweg und ebenso die
äussere Buckelquaderbekleidung bis auf geringe Reste an der Nordostecke verschwunden
sind. Dennoch lässt sich ihre frühere Stärke auf 4,05 m berechnen und zwar gleichmässig
für alle vier Seiten. Das Füllmauerwerk zwischen den innern und äussern Quadern besteht
 
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