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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0097

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AMT BUCHEN. — STEINBACH.

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wurden in den Kriegen des ausgehenden XVII. und des XVIII. Jhs. Dorf und Gegend
von St. mannigfach in Mitleidenschaft gezogen. Bei der durch den sog. Reichsdeputations-
hauptschluss vom 25. Februar 1803 vorgenommenen Gebietsvertheilung fiel die bisher
mainzische Amtsvogtei Mudau, zu der Steinbach gehörte, zuerst an das neugeschaffene
Fürstenthum Leiningen und 1806 an Baden.

Jahrhunderte lang war St. ohne Bethaus. Erst nach Verlauf etwa eines halben
Jahrtausends, seit Anfang des XV. Jhs., führte der fromme Sinn der Bewohner zur
Erbauung einer Kapelle. Der Gründungsbrief der Kapelle, Filiale von Hollerbach, datirt
von 1407, die Stiftungsurkunde einer eigenen Pfarrei von 1871.

Ein kleiner römischer, der Minerva geweihter Altar stein (s. Abbild. Fig. 50)

war früher an der Kirche eingemauert, kam dann in den Garten des Schulhauses und

1850 in die Grossh. Alterthümersammlung in Karlsruhe.

Derselbe ist mit der ornamentirten Krönung 79 cm

hoch, 40,5 cm breit. An den Schmalseiten ist in Relief

links ein Beil, rechts ein Opfermesser dargestellt. Die

Vorderseite trägt die Inschrift:

MINERALE

AENEATORES

COH(ortis). I- SEQfiianorum)

ET- RAUR(acorum) EQfuitatae)

V(otum) S(olverunt) L(ibentes) L(aeti) M(erito).

Die Weihenden sind demnach die Trompeter der

I. Reiter-Cohorte der Sequaner und Rauraker.

Der Stein ist unzweifelhaft verschleppt. Professor
Schumacher thut glaubhaft dar, dass er ursprünglich in
dem römischen Kastell von Oberscheidenthal gestanden
haben wird. (Publ. d. Reichs - Limes - Kommission,
Lieferg. VI. p. 9). (W.)

Die alte Kapelle (tit. S. Martini et Viti), am süd-
lichen Ausgange von Steinbach gelegen, besteht aus
drei Theilen: einem quadratischen, in die Vorderfront
eingebauten Thurm, dessen Erdgeschoss die Eingangs-
halle bildet, einem flachgedeckten, einschiffigen Lang-
hause und einem mit drei Seiten des Achtecks geschlossenen, gewölbten Chor
(s. Grundriss Fig. 51). Zur Baugeschichte finden sich folgende Jahreszahlen: 1) an der
südlichen Oeffnung des Thurmes auf einem Schilde: J.X.9X in Öiß p. Ötti (16. Juni)
und 2) auf dem nördlichen Giebelanfänger \X\K (1514) (s. Abbild. Fig. 52). Hiernach
scheint also der Bau der Kapelle am Schlüsse des Jahrhunderts, an dessen Anfang zu erst
die Stiftung einer Kapelle in Steinbach überliefert ist, begonnen zu sein. Vielleicht war
anfänglich nur ein bescheidener Betsaal vorhanden, an dessen Stelle dann dies kleine
monumentale Bauwerk getreten ist.

Die Jahreszahl 1494 oben am Thurme giebt wahrscheinlich die Vollendung nicht
nur dieses Theiles, sondern der ganzen ursprünglichen Anlage an. Wie unser Grundriss
(Fig. 51) zeigt, ist der quadratische Thurm in der Weise innerhalb des Schiffs der Kirche
eingebaut, dass seine Vorderfront (ebenso wie z, B. bei der Gellnhauser Pfarrkirche) mit

Fig-S2- Von der Steinbacher Kapelle.

Römisches

Kapelle
 
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