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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0118

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HO KREIS MOSBACH.

Hennicke in den Jahren 1724 bis 1729 angeführt, während Christian Mayer als
»Marmorirer« am Hochaltar und den Seitenaltären zu derselben Zeit thätig war. Der
Vollender des Hochaltarbildes (s. unten) ist Joseph Sehe 11 bei, Kunstmaler und kurfürst-
licher Kammerdiener, der i. J. 1724 eine Zahlung für dasselbe erhält. Den Rahmen lieferte
der oben genannte Joh. Görg Paulus i. J. 1725. Die beiden Bilder seitlich im Chor
stammen aktenmässig von demselben Joseph Scheubel aus dem Jahre 1727. Als
Verfertiger der vortrefflichen Schlosserarbeiten an den Balustraden der Kommunionbank
und der drei grossen Altäre (Hochaltar, Heiligblut- und Muttergottesaltar) werden Peter
Lohr und Johann Weiner in Amorbach genannt, während die daselbst verwendeten .
Platten von Hammerschmied FerdinandWalcher aus Würzburg bezogen waren. Wie
langsam die Vollendung der inneren Ausschmückung fortschritt, beweist die Nachricht,
dass die Malereien an den Rückwänden der Seitenkapellen inschriftlich erst 1751 von
dem Würzburger Kunstmaler Joseph Anton Glantschnig (in den Rechnungen
steht Glantsching) vollendet worden sind. Damit scheint die Ausschmückung des Gottes-
hauses beendigt gewesen zu sein. Bald darauf aber muss'te bereits eine Renovation der
Deckenfresken und der Oelmalereien im Chore, sowie der Vergoldung vorgenommen
werden, für die i. J. 1766 der Italiener Pietro Maria Raineri die Summe von 400 fl.
ausgezahlt erhielt. Wir erfahren dann schliesslich noch von der Herstellung zweier
eichener Chorstühle (1769), der doppelten Beichtstühle (1777) und des Herrschaftsstuhls
nächst der Kanzel (1781) durch den Walldürner Schreiner Martin Kuhn.

Sind wir somit bis in Einzelheiten über die beim Neubau betheiligten Meister unter-
richtet, der künstlerische Urheber des ganzen Werkes ist leider aus den Akten nicht
bestimmt ersichtlich. Es ist offenbar, dass der obengenannte Mainzer Werkmeister Johann
Weith, der zwar einigemale auch Baumeister genannt wird, hierfür nicht in Frage
kommen kann, weit eher der Amorbacher Steinmetz- und Maurermeister Lorenz
Gassner, dem die Bauleitung übertragen war, der, wie wir gesehen haben, zu seiner
Instruktion i. J. 1699 nach Bamberg geschickt worden war und, laut Akten, dem Kur-
fürsten mehrere Risse zum Neubau vorgelegt hatte, den letzten, vielleicht den oben
besprochenen Amorbacher Plan, nach seiner Rückkehr von Bamberg. Da dieser aber
nicht zur Ausführung gelangt ist, liegt die Vermuthung nahe, dass der Kurfürst einen
andern Künstler mit dem Entwürfe betraut habe. Dabei möchte man zuerst an Leon-
hard Dintzenhofer denken, einen der bedeutendsten Architekten seiner Zeit,
der seit 1690 als Baumeister des Hochstiftes zu Bamberg in kurfürstlichem Dienst am
Neubau des dortigen Residenzschlosses thätig war, aber von seinem Herrn, dem Kur-
fürsten Lothar Franz von Schönbronn gleichzeitig auch anderwärts beschäftigt wurde.
Und in der That erfahren wir aus den im Bamberger Kreisarchiv aufbewahrten Bau-
Akten, dass der gen. Meister am 12. September 1698 vom Kloster Schönthal [wo er
den dortigen Konventbau der Cisterzienser leitete (vergl. Keller, Balthasar Neumann Würz-
burg 1896 S. 144 und H. Schmerber, Beitrag zur Geschichte der Dintzenhofer, Prag 1891,
S. 19 f.)] und von »Waldthüring« noch nicht zurückgekehrt war. (Freundliche
Mittheilung des H. Dr. Otto Weigmann an H. Professor Dr. Ehrensberger.) Damit ist die
Anwesenheit des Leonhard Dintzenhofer (der häufig auch Hans Leonhard genannt wird,
aber nicht mit seinem jüngeren Bruder und Nachfolger in Bamberg Hans D. zu ver-
wechseln ist) in Walldürn gerade zur Zeit, als der Neubau unserer Kirche geplant bezw.
in Angriff genommen wurde, urkundlich sicher gestellt und nichts steht im Wege, den
 
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