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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0127

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AMT BUCHEN. — WALLDÜRN. Iig

Akten genannt wird, während die Bilder auf der Westwand der beiden Kreuzarme Arbeiten
modernen Ursprungs und direkt auf die Wand gemalt sind. Erstere stellen dar: Das
Wunder des heiligen Blutes und die Vorzeigung des Corporale vor Papst Eugen IV.
Sie sind als mittelmässige Arbeiten zu bezeichnen, selbst wenn man annimmt, dass das
Nachdunkeln der Farben den ursprünglichen Gesammteindruck nicht unwesentlich beein-
trächtigt hat. Die beiden Fresken in den Kreuzarmen: Christus und Johannes den T. in
überlebensgrossen Figuren darstellend, können auf Kunstwerth keinen Anspruch machen.
AVie oben bemerkt, ist der polygonale Schluss des Chores mit den ausspringenden
Strebepfeilern im Anschluss an den ursprünglichen gothischen Bau und mit theilweiser
Benutzung des älteren Mauerwerks entstanden. Offenbar der Gesammtwirkung zu Liebe
sind denn auch hier die in den Polygonseiten angebrachten Fenster gothisirend gehalten,
d. h. schmal, hoch und durch Sprossen dreigetheilt, dabei oben rundbogig abgeschlossen.
Da die moderne bunte Verglasung sehr viel Licht schluckt und ausserdem das Fenster
in der Hauptaxe durch den Hochaltar ganz verdeckt wird, ist der Chor trotz der grossen
Fenster leider nicht genügend beleuchtet. In Folge dessen ist hier auch die Gewölbe.-
malerei: sowohl das apokalyptische Lamm mit Engelchören in der Apsis, als insbesondere
auch das in der Mitte des Kreuzgewölbes angebrachte Deckengemälde nur an hellen
Tagen einigermassen gut zu sehen. Letzteres zeigt im Gegensatz zu den übrigen
Gewölbfeldern keine figürliche Komposition, sondern eine Schein-Architektur mit dem
Einblick in eine weite und hohe Kuppel; trotz des üblichen perspektivischen Raffinements
ist die optische Täuschung nicht recht gelungen, woran die schweren trüben Farben
wohl die Hauptschuld tragen.

Das Mittelbild im Vierungsgewölbe zeigt eine Darstellung des Wunders des heiligen
Blutes; in dem nördlichen Kreuzarm ist S. Georg, im südlichen das Vronik dargestellt,
in den drei auf die Vierung folgenden Jochen des Langhauses die heilige Familie, S. Martin
und die Flucht nach Aegypten, während das vorderste über der Orgelempore befindliche
Kreuzgewölbe nur eine einfache architektonische Gliederung aufgemalt zeigt. Wie viel
von diesen Deckenbildern noch auf Marchini zurückgeht, wie viel auf Rechnung der
Restaurationsarbeiten Raineri's und der jüngsten Uebermalung zu setzen ist, dürfte schwer
zu entscheiden sein. Es sind dekorative Arbeiten ohne höhern Kunstwerth. Auf der-
selben Stufe stehen die an den Rückwänden der Seitenkapellen des Langhauses direkt
auf die Mauer geklebten Leinwandbilder des Würzburger Kunstmalers Jos. Anton
Glantschnig (s. oben). Der geringe Preis von 90 fl., der laut Akten für das Stück
bezahlt worden ist, erscheint den geringen Leistungen durchaus angemessen. Dargestellt
sind folgende Vorgänge aus der Geschichte des heiligen Blutes:

1) In der S. Nepomuk-Kapelle: Der Priester versteckt das Corporale unterm Altar.
Bez. Jos. Ant. Glantschnig inv. et pinx. Würzburg 1732.

2) In der S. Anna-Kapelle: Der Priester beichtet auf dem Todtenbette. Bez. ebenso,
aber mit der Jahreszahl 1731.

3) In der S. Joseph-Kapelle: Das Corporale wird unter dem Altare aufgefunden.
Signatur verschwunden.

4) In der S. Franciscus-Kapelle: Das Corporale wird in Prozession herumgetragen.
Bez. wie oben und mit der Jahreszahl 17 51.

Die in der Mitte der Kreuzgewölbe der Seitenkapellen angebrachten kleinern Ge-
mälde in Goldumrahmung sind anscheinend völlig erneuert, jedenfalls künstlerisch werthlos.
 
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