Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0202

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
194

KREIS MOSBACH.

Fränkische
Gräber

Grabplatten

Glocken
Kanzel

Crucifixus

Grabsteine

testantismus in seinen Besitzungen gewaltsam verbreitete. Nach dem Aussterben des
Geschlechtes kam die Herrschaft an die Grafen von Hatzfeld, die den Katholizismus
mit Gewalt weder einführten, ihren Besitz aber 1730 an die Fürsten von Löwenstein-
Wertheim-Rosenberg verkauften. Seit 1806 badisch.

Im Jahr T.864 stiess man beim Strassenbau auf fränkische (oder alemannische)
Gräber, jedes einzeln in ca. 2 m Tiefe sorgfältig mit stehenden Kalksteinen eingefasst.
Fundstücke scheinen spärlich gewesen zu sein (Eisenmesser u. a. m.). (W.)

Die Stelle der bereits i. J. 1333 erwähnten Pfarrkirche nimmt die jetzige evangelische
Kirche ein, ein Neubau vom Jahre 1852, bei dem aber der stattliche Glockenthurm der
altern Kirche stehen geblieben ist. Wie das Profil des Gurtgesimses und das Masswerk der
Fenster in der Glockenstube darthun, handelt es sich hierbei nicht um einen Ueberrest
jener oben erwähnten ältesten Anlage, sondern um ein spätgothisches Bauwerk des
XV. Jhs. (Nach Stocker ist »die frühere Kirche« 1461 erbaut worden.) Von einer
abermaligen »Erweiterung« der Kirche i. J. 1610 kündet die Inschrift auf einer Renaissance-
Tafel (s. unten) hinter dem Hochaltar der jetzigen Kirche. Auf eine alte romanische
Anlage scheint also (1461) ein spätgothischer Neubau gefolgt zu sein, der im Renaissance-
Zeitalter (1610) eine Erweiterung erfahren hat und in der Mitte des XIX. Jhs. bis auf
den Thurm abgerissen worden ist.

Das unterste Geschoss des Thurmes ist mit einer Tonne überwölbt und enthält
einige im Fussboden liegende spätgothische Grabplatten mit unleserlichen Inschriften.

Von den Glocken stammen zwei aus dem Jahre 1722, die dritte ist modern.

Der inneren Ausstattung der altem Kirche entstammt noch die hübsche holzgeschnitzte
Renaissance-Kanzel mit den vier Evangelisten-Figuren in Nischen zwischen tos-
kanischen Säulen, etwa aus dem Anfang des XVII. Jhs.

Ueber dem Altar ein Crucifixus, gut geschnitzte Figur unbestimmter Stilrichtung
in Folge starker Uebermalung.

Ein reizvolles Kunstwerk ist die oben erwähnte Renaissance-Tafel (w. S.) im
Chor hinter dem Altar. Sie besteht aus einem Obertheil, welcher ein Rosenberg'sches
Allianz-Wappen zwischen zwei Hermen mit seitlichen Volutenschnörkeln in sorgfältigster
Modellirung aufweist, und aus einer untern von Cartouchen umrahmten Schrifttafel.
Diese enthält folgenden Text:

Von Rosenberg dem Edlen Stdih
Albrecht Christoff genant mit Nam
Hatt dife Kirche erweitern Lahn
Wie fie hie thut Vor äugen ftahn
Alfs nach Christi geburt zehlet war
Tausent Sechshundert undt zehnen Jar etc.

Ein Relief der Auferstehung, gleichfalls cartouchenartig umrahmt, bekrönt das Ganze

Das Schiff der Kirche enthält fünf aufrecht eingemauerte Grabplatten:

1) Grabstein (r. S.) eines unbekannten Rosenberg, der in voller Rüstung auf
einem Löwen stehend in Vorderansicht ausgehauen ist. Die Umschrift zerstört, ebenso
die Wappen in den Ecken; ausserdem durch Anstrich entstellt.

2) Grabstein (r. S.) des i. J. 1570 f Hans Carolus von Rosenberck zu
Rosenberck. Dieselbe Figur, wie auf dem vorigen Stein, aber besser gearbeitet;
 
Annotationen