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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0018
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I 2 KREIS HEIDELBERG

denen Dekan Wilhelmi in Sinsheim 1830 zwei untersuchte. Eine der Grabstätten, in
der sich einige Steinwerkzeuge fanden, könnte der jüngeren Steinzeit angehört haben.
Fundstticke in Karlsruhe. (W.)

Die i. J. 1793 neu erbaute evangelische Pfarrkirche enthält als Überbleibsel des
alten Gotteshauses (tit. S.Dionysii) einen Turm, der zweifellos noch aus der romanischen
Zeit (12. Jh.) stammt, im 14. Jh. aber gotisch umgebaut worden ist (s. Fig. 5}. Noch
jetzt ist in dem leider als Kohlenkeller benutzten Untergeschoß in der Westmauer der
zugemauerte rundbogige ehemalige Triumphbogen zu sehen (das neue Langhaus ist an die
Südseite des Turmes angebaut). Außerdem sind im Obergeschoß noch die alten roma-
nischen Doppelfenster vorhanden, deren Mittelsäulen eine steile attische Basis und Würfel-
kapital des 12. Jhs. aufweisen. Der gotischen Zeit (Mitte 14. Jhs.) gehört das schöne
Maßwerkfenster an der Ostseite des ehemaligen Altarraumes an, während das oberste,
charakterlose Rundbogenfenster mit dem ganzen oberen Aufbau der Erneuerung des
Jahres 1793 angehört, wobei durch gleichmäßige Verputzung der alte Charakter des
Turmmanerwerkes völlig vernichtet worden ist.

Auch im Innern ist das Kreuzgewölbe des ehemaligen Altarraumes durch Ein-
fügung von Zwischendecken zerstört worden.

Jedenfalls ist der Turm der-Ehrstädter Kirche eines der ältesten Baudenk-
mäler der ganzen Gegend und als solches besonders beachtenswert.

Das Degenfeldsche Schloß ist ein langgestreckter, im rechten Winkel gebogener
schmuckloser Barockbau (neuerdings restauriert), über dessen Portal die Initialen des
Erbauers C. F. V. D. mit der Jahreszahl 1769 stehen.

DER OBERBIEGELHOF

Der nördlich von dem Ort an der Straße nach Obergimpern gelegene Herrschafts-
hof Oberbiegelhof, jetzt Gutshof der Grafen von Helmstatt in Neckarbischofsheim,
ist eine bereits i.J. 1330 als »Buchelbach« urkundlich erwähnte »villa« oder »vilhila«,
zu der ursprünglich der Niederbiegelhof gehörte (letzterer jetzt Degenfeldisch).
s Das stattliche Wohngebäude mit hübschem, reichem Barockportal, darüber das

Alüanzwappen des Carl Christoph von Helmstatt und der Henriette Maria
geb. von Geinsberg, ist i. J. 1753 von dem Genannten neu erbaut worden, ebenso
wie drei Jahre später die mit demselben Wappen verzierte anstoßende große Scheuer
(»1756«). Das Innere des Herrschaftshauses birgt zwei hübsche Schränke, der eine in
Barock-, der andere in Empireform.

Außerhalb des Gutshofes an der Landstraße steht die stattliche Fruchtscheuer,
ein langgestreckter massiver Bau mit Spiegelquadern an den Ecken und der ganzen
Länge nach unterkellert. Drei Vorbauten mit großen Toren führen mittels gewölbter
Keilerhalse in die drei Abteilungen des tonnengewölbten Untergeschosses hinab. Das
ebenerdige Hauptgeschoß zeigt noch die alte Holzkonstruktion der Zwischenwände,
Ständer und Träger, wie denn auch der mit riesiger Materialverschwendung hergestellte
ganze mächtige Dachstuhl aus Eichenholz noch gut erhalten erscheint. An einem der
Ständer die Jahreszahl /7^5. (Über das von hier ins Schloß nach Neckarbischofsheim
übertragene Allianzwappen s. S. 64.)
 
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