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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0103
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AMT SINSHEIM — KAPPENAU 87

Teiles von Rappenau waren die Herren von Helmstatt, die im 14. Jh. von Württem-
berg mit der Burg und der Vogtei belehnt erscheinen — noch 1496 erscheint urkundlich
ein David de Helmstatt armiger als Kirchenpatron daselbst —; auch die
Berlichingen waren hier begütert, die i.J. 1356 ihren Hof an die Ritter Dieterich
und Dieter (?) von Gemmingen verkauften, ebenso im 14. und 15. Jb. die Herren
von Hettekein und von Mündungen, auch das Ritterstift Wimpfen, bis
i. J. 1592 der ganze übrige Ort von den Helmstatts an Reinhard von Gemmingen,
den Gründer der Treschklinger Linie, durch Kauf gelangte. Danach im Besitz des
Hornbergschen Zweiges dieser Familie als württembergisches Lehen, zum Ritterkanton
Kraichgau gehörig. Seit 1806 badisch.

Prähistorisches. Im nordwestlich von Rappenau gelegenen Freiherrlich von Prshisi
Gemmingenschen Wald befinden sich zwei ansehnliche Gruppen von Grab-
hügeln, die eine 1 km vom Ort »Bei den drei Eichen«, aus fünf oder sechs Hügeln
bestehend, die zweite, fast 1 km weiter nordwestlich, 16 oder 17 Hügel umfassend, im
»Heidenschlag«. Die Anlage war schon Wilhelmi bekannt. Er untersuchte 1834
einen der Hügel bei den »Drei Eichen« und 1835 drei Hügel im »Heidenschlag«. Später,
1889 und 1890, wurden vom Mannheimer Altertumsverein in Gemeinschaft mit der
Direktion der Großh. Sammlungen in Karlsruhe ein weiterer Hügel in den »Drei Eichen«
und sechs weitere im »Heidenschlag« ausgegraben.

Bei den »Drei Eichen« ergab der eine der untersuchten Hügel in seinen
oberen Schichten Ringe von Bronze und Eisen, die auf die La-Tene-Periode hin-
weisen, und in größerer Tiefe unter dem gewachsenen Boden eine Bestattung der
jüngeren Steinzeit, ein Skelett mit aufgezogenen Beinen (sogenannter »liegender
Hocker«), einen Tonbecher mit Schnurverzierung und einige geschliffene Steinbeile. Die
unterste Schicht des zweiten Hügels enthielt eine weibliche Bestattung der jüngeren
Bronzezeit mit je zwanzigfachem Spiralband aus Bronze und je einem massiven
offenen Bronzearmring mit schwachen Schlußknöpfen um die Unterarme, mit in Draht-
spiralen endigenden 3 cm breiten Bronzebändern um die Unterschenkel und mit einer
sogenannten Radnadel von Bronze über der Brust (Fundstücke in Karlsruhe). Weiter
oben deuteten Ringe und eine Heftnadel von Bronze, blaue Glasperlen, ferner eine
Schnalle, eine Speerspitze und eine Heftnadel von Eisen auf die La-Tene-Periode.

Im »Heidenschlag« war ein besonders großer Hügel (Durchmesser 30 m,
Höhe ca. 3 m) von den übrigen kleineren (Durchmesser 10 bis 16 m) umgeben. Etwa
5 m östlich von seiner Mitte fiel eine nicht unbedeutende Feuerstelle auf, die, in
1,40 m Tiefe beginnend, in einer Mächtigkeit von ca. 12 cm einen Flächenraum von
1,10 m im Geviert erfüllte. Sie bestand nur aus Kohle und Asche und konnte etwa
als Rest eines hier einst zu rituellen Zwecken dienenden Feuers angesehen werden. In
der Mitte des Hügels erschien dann in 2,50 m Tiefe die einzige, offenbar vornehme
Bestattung, deren Knochenreste freilich vollständig verschwunden waren. Noch erhalten
waren aber ein großes Eisenschwert vom Hallstatt-Typus mit Eisenringen des Wehr-
gehängs, ein eisernes Dolchmesser mit gegabelt ausgehender Griffzunge, ein Haarzängchen
von Bronze mit anderen kleinen Toilettegegenständen und ein Ringchen von Bernstein,
eine weite Tonschüssel mit 30 cm Durchmesser, zwei große graue bauchige Tonumen
ohne weitere Verzierung, in deren jeder noch Reste einer kleinen Bronzeschale lagen,
und auf der östlichen Seite mit einer größeren Zahl von durch Lederriemchen zusammen-
 
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