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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0134
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II6 KREIS HEIDELBERG

TRESCHKLINGEN

Schreibweisen: Eßklingen 1475; Eschklingen 15. Jh.; Dreschlingen und Tresch-
lingen 1496, 1538 etc.

Literatur: C. W. F. L. Stocker, Chronik der Familie von Gemmingen und ihrer
Besitzungen Bd. II Heft 2 S. 123 ff., Heidelberg 1748.
s Geschichtliches. Der nicht sehr alte Ort, in dessen Nähe sich freilich vorgeschicht-

liche Grabhügel (s. unten) befinden, weist seit dem 12. Jh. ein eigenes Rittergeschlecht
auf, das i. J. 1445 dort noch begütert gewesen sein muß. Von dieser Familie muß der
Ort um die Mitte des 15. Jhs. an die Münche von Rosenberg gekommen sein, die
als Wormser Lehensleute zeitweilig neben den Herren von Neideck hier gehaust
haben. Seit dem Jahre 1516 erscheint Bastian von Helmstatt als Lehenträger
des Burgstadels oder Schloßgrabens mit allem Zugehör, mit Ausnahme zweier Höfe, die
sich die Herren von Neideck vorbehalten hatten. Im Jahre 1538 hat dann Eberhard
von Gemmingen das Ganze durch Kauf an sich gebracht. Als i. J. 1581 dessen
Söhne eine Teilung der Hinterlassenschaft vornahmen, fiel das Los für Reinhard auf
Treschklingen und Zugehör. Dieser ist der Gründer der Treschklinger Linie, in deren
Besitz der Ort, als zum Ritterkanton Kratcbgau gehörig, bis 1806 verblieben ist.
■ Prähistorisches. Wilhelmi (Sinsh. Jahresber. IV S. 6 f., VII S. 59) berichtet

über drei Grabhügel der La-Tene-Zeit, die sich im Steinbacher Schlag des
von Gemmingenschen Waldes östlich vom Dorf auf dem nördlichen Abhang eines
Bergrückens befinden. Funde waren unbedeutend. (W.)

Die evangelische Kirche ist von Reinhard von Gemmingen i. J. 1582 an Stelle
der alten engen und baufälligen Kapelle (tit. S. Galli), welche als Filiale von Bonfeld
i. J. 1496 urkundlich erwähnt wird, neu errichtet worden. Sie besteht aus einem kleinen
Langhause mit polygonalem Chorschluß und einem Frontturm, an dessen Südseite neuer-
dings eine Treppe unter hölzernem Vorbau,, zur Empore des Innern führend, angebaut
worden ist. Die Restauration des Jahres 1882 hat dem Bau manches altertümliche,
zumal im Innern, genommen. Die im Eselsrücken geschlossenen Fenster, Gesimse und
Profile zeigen derbe, unbehilfliche Formen, wie sie für diese Spätzeit charakteristisch
sind. Im Gegensatz hierzu erscheint das an der Südseite eingemauerte Allianzwappen
Gemmingen - Massenbach mit der Jahreszahl 1582 in reizvoller Renaissanceumrahmung
und Bekrönung (s. Fig. 60). Leider fehlt der untere Abschluß.

Von der bei Stocker (S. 132) mitgeteilten Bauinschrift habe ich nichts entdecken
können. Am Schlußstein des Chorgewölbes ebenfalls die Doppelwappen von Gemmingen
und Massenbach.

Im Herrschaftsstuhl befinden sich folgende Grabsteine aufgestellt:

1. Große Grabplatte des i. J. 1615 verstorbenen Junker Johann Wilhelm
von Gemmingen zu Trechtlingen und Michelfeld mit dem Relief-
bilde des Verstorbenen und einer Kartuschentafel über dem unteren Teil der
ziemlich roh gearbeiteten Figur (die gereimte Grabschrift bei Stocker S. 143).
Die vier Ahnenwappen in den Ecken sind: Gemmingen, Wolfskeel,
Massenbach und Schellenberg.

2. Große Grabplatte des i. J. 1598 verstorbenen Reinhard von Gem-
mingen zu Treschklingen, des Erbauers der Kirche. In der Mitte das
 
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