AMT SINSHEIM — WAIBSTADT
Das ehemalige Rathaus am Marktplatz, inmitten der Stadt gelegen, ist ein hübscher
Barockbau vom Jahre 1741 (Jahreszahl mit dem Reichsadler über einer Tür, über der
anderen das Wappen des damaligen Speierer Fürstbischofs Grafen von Schönborn),
vor dem auf hohem Postamente das Wahrzeichen
der Stadt, das sogenannte »Brunnenweible«, das
die kindliche Phantasie des Volkes mit allerlei
Sagen in Verbindung gebracht hat (zum Beispiel
Errettung des deutschen Kaisers Maximilian durch
eine Frau aus Feindesgefahr, wonach der römische
Name der Stadt Cornelia in Waibstadt umgeändert
worden sei, u. dgl. mehr). Wie unsere Abbildung Fig. 61
zeigt, handelt es sich gar nicht um ein Weible —
dessen Kostüm jedenfalls als höchst bedenklich zu
bezeichnen sein würde —■, das »einen Mann auf
dem Rücken trägt«, sondern um einen Renaissance-
putto, der zwei gleiche Schilde mit dem Wappen
des Hochstiftes Speier hält und hinter dem eine
männliche Figur auf dem Rücken am Boden liegt.
Die Deutung der letzteren läßt allerdings der Phantasie
weiten Spielraum. Daß die ionische Renaissancesäule,
auf der das sonderbare Bildwerk prangt, dazugehört
und nicht erst nachträglich hier als Untersatz ver-
wendet worden ist, geht aus der Übereinstimmung
von Deckplatte und Bildfuß hervor.
Das im neuen Rathause aufbewahrte alte
silberne Stadtsiegel vom Jahre 1623 zeigt den
Reichsadler als Stadtwappen; daselbst alter Tisch
in hübschen barocken Formen, gut erhalten.
Das sogenannte „alte Schloß11 im oberen
Teile der Stadt soll ein Degenfeldscher Hof gewesen
sein, jetzt Privatbesitz. Im ehemaligen Herrenhause,
das ohne Kunstwert ist, befindet sich im oberen
Saale eine hübsche Stuckdecke, die aber derart
übertüncht ist, daß die Inschriften und Wappen nicht
mehr zu entziffern sind. Nur in einem der Schilde
ist ein Rabe noch erkennbar.
Das zweite ehemalige Herrschaftshaus, das
„ScklÖßle", unten in der Stadt an der Langen Straße
gegen Neidenstein hin, zeigt an der Ecke einen
Wappenschild, ebenfalls mit einem Raben und der
Jahreszahl 1561, eingemauert. Es scheint sich somit in beiden Fällen um alte ehemalige
Helmstattsche Besitzungen zu handeln. Das Haupthaus ist ein schöner hoher Fachwerk-
giebelbau, anscheinend des 17. Jhs., zu dem ein Gegenstück jenseits der Straße sich
erhebt. Man findet bei den alten Häusern dieser Art in der Gegend verhältnismäßig
selten Schnitzereien, Verzierungen, Ornamente u. dgl. angebracht. Sie erzielen ihre
*/ dem
Waibstadt.
Das ehemalige Rathaus am Marktplatz, inmitten der Stadt gelegen, ist ein hübscher
Barockbau vom Jahre 1741 (Jahreszahl mit dem Reichsadler über einer Tür, über der
anderen das Wappen des damaligen Speierer Fürstbischofs Grafen von Schönborn),
vor dem auf hohem Postamente das Wahrzeichen
der Stadt, das sogenannte »Brunnenweible«, das
die kindliche Phantasie des Volkes mit allerlei
Sagen in Verbindung gebracht hat (zum Beispiel
Errettung des deutschen Kaisers Maximilian durch
eine Frau aus Feindesgefahr, wonach der römische
Name der Stadt Cornelia in Waibstadt umgeändert
worden sei, u. dgl. mehr). Wie unsere Abbildung Fig. 61
zeigt, handelt es sich gar nicht um ein Weible —
dessen Kostüm jedenfalls als höchst bedenklich zu
bezeichnen sein würde —■, das »einen Mann auf
dem Rücken trägt«, sondern um einen Renaissance-
putto, der zwei gleiche Schilde mit dem Wappen
des Hochstiftes Speier hält und hinter dem eine
männliche Figur auf dem Rücken am Boden liegt.
Die Deutung der letzteren läßt allerdings der Phantasie
weiten Spielraum. Daß die ionische Renaissancesäule,
auf der das sonderbare Bildwerk prangt, dazugehört
und nicht erst nachträglich hier als Untersatz ver-
wendet worden ist, geht aus der Übereinstimmung
von Deckplatte und Bildfuß hervor.
Das im neuen Rathause aufbewahrte alte
silberne Stadtsiegel vom Jahre 1623 zeigt den
Reichsadler als Stadtwappen; daselbst alter Tisch
in hübschen barocken Formen, gut erhalten.
Das sogenannte „alte Schloß11 im oberen
Teile der Stadt soll ein Degenfeldscher Hof gewesen
sein, jetzt Privatbesitz. Im ehemaligen Herrenhause,
das ohne Kunstwert ist, befindet sich im oberen
Saale eine hübsche Stuckdecke, die aber derart
übertüncht ist, daß die Inschriften und Wappen nicht
mehr zu entziffern sind. Nur in einem der Schilde
ist ein Rabe noch erkennbar.
Das zweite ehemalige Herrschaftshaus, das
„ScklÖßle", unten in der Stadt an der Langen Straße
gegen Neidenstein hin, zeigt an der Ecke einen
Wappenschild, ebenfalls mit einem Raben und der
Jahreszahl 1561, eingemauert. Es scheint sich somit in beiden Fällen um alte ehemalige
Helmstattsche Besitzungen zu handeln. Das Haupthaus ist ein schöner hoher Fachwerk-
giebelbau, anscheinend des 17. Jhs., zu dem ein Gegenstück jenseits der Straße sich
erhebt. Man findet bei den alten Häusern dieser Art in der Gegend verhältnismäßig
selten Schnitzereien, Verzierungen, Ornamente u. dgl. angebracht. Sie erzielen ihre
*/ dem
Waibstadt.