Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0216
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMT EPPINGEN ■

187

Schultern wallt ein weiter Mantel herab. Die Rechte hält das mit dem Riemen umwickelte
Schwert empor, die Linke ruht flach auf der Brust. Der ganze Stein ist leider dick mit
grauer Ölfarbe bestrichen. Die Umschrift lautet in vortrefflichen spätgotischen Majuskeln:

pifcßO ° DIH o Ol o CG ° LXXXXV ° ° IDöS ° jäa@aSTI o

obiit o i>p:inRic[as°carxöis ° 00 ° brqt^gii °

EUttÜ^TOR o ISTIQS o IiOC///< *
[Der eingeklammerte unterste Teil des Steines mit den betreffenden Buchstaben der Um-
schrift steckt zurzeit im Boden. Der Ausdruck: loci (statt operis, s. oben die Inschriften
der Kirche und S. Peterskapelle in Eppingen S. 152 und 156) erscheint ungewöhnlich,
kann aber doch wohl kaum anders als auf die in den Acta Palat. 2, 82 zum Jahre 1290
erwähnte capella Mulenbach (s. Krieger S. 226) bezogen werden.] Soweit die dicke
Ölfarbenschicht erkennen läßt, handelt es sich um eine ziemlich rohe Skulptur, um so
schöner aber die tiefen spätgotischen Majuskeln der Umschrift. Merkwürdigerweise sind
die Buchstaben der linken Langseite in Spiegelschrift und nach außen stehend ein-
gemeißelt, was darauf schließen läßt, daß die Platte einst horizontal gelegen hat. Auf
diese Weise konnte man nämlich von einem Standpunkte in der Mitte der betreffenden
Langseite aus die ganze Umschrift hintereinander weg lesen, ohne den Platz zu wechseln.
(Über diesen Grabstein s. auch Oberrh. Zeitschr. [1852] IL Bd. Heft 4.)

Die an der Nordseite angebaute Sakristei scheint gleichaltrig mit dem Chor
zu sein; ein an der Südseite befindlicher Turm ist gelegentlich der Restauration und
Erweiterung des Gotteshauses abgerissen worden.

Das Innere der Kirche birgt nichts altes mehr, dagegen sind an der Friedhofs-
■ mauer außen folgende Reste der abgerissenen Teile eingemauert:

1. der Schlußstein eines Kreuzgewölbes, ein Einhorn mit Weinlaub umgeben,
ganz im Stile des Schlußsteins im Chor, und

2. das spitzbogige Tympanon des ehemaligen Portals mit einem Agnus dei, das
die Kreuzfahne hält, von Eichenlaub umgeben, innerhalb eines Kreisrundes in
Flachrelief gehauen.

Vorn vor der Kirche an einer Mauer als Stirn aufgestellt ein barocker Grabstein
des i. J. 1763 verstorbenen Ehepaares Joh. Adam Kegel und Anna Margaretha
Kegelin, mit Wappen darüber, das verschiedene landwirtschaftliche Werkzeuge zeigt.

Der Ort enthält noch einige ältere Fachiuerkbauten, zumal in der langgestreckten w
Hauptstraße, aber, soweit sich unter dem Putz und der Tünche, mit dem alles über-
schmiert ist, erkennen läßt, ohne sonderlichen Kunstwert und ohne Eigenart. Eines der
besterhaltenen Nr. 107 mit doppelt auskragendem Giebel zeigt hübsche zabnschnittartige
Verzierungen, wie ein Fries unter den Balkenköpfen entlang laufend.

Am nördlichen Ausgange des Ortes findet sich an dem Hause von Jakob Keller
neben einer einfachen Renaissancetür ein Stein eingelassen, der in Hochrelief verschiedene
Wappen, Rosetten, Handwerkszeug, Tiere u. a., roh gemeißelt, aufweist nebst der Jahres-
zahl 1582. Das Ganze macht den Eindruck, als ob ein Steinmetz seine Kunstfertigkeit
hätte erweisen wollen. Auch an den Ecken des überputzten Fachwerkaufbaues erscheinen
noch Fratzen, Rosetten u. dgl. eingelassen.

Die neueren Bauten fast durchweg massiv aus dem herrlichen Sandsteinmaterial
errichtet, das die nahe gelegenen Steinbrüche liefern.
 
Annotationen