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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0220
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AMT EPPDJGEN - STEBBACH 191

Die über dem Ort gelegene kleine, schmucklose evangelische Kirche scheint ein
Bau des 16. Jhs. zu sein, dem im Zeitalter des Barock im Osten der Turm zugefügt
worden ist. Das Hauptportal in der Westfront ist zwar spitzgotisch, der Form der
oben daran angebrachten Wappen zufolge aber erst nach der Mitte des 16. Jhs. ent-
standen, wie denn das Nachblühen der gotischen Formen in diesen Gegenden sich nicht
selten bis ans Ende dieses Jahrhunderts verfolgen läßt. Die Schilde zeigen das Sickingensche
und Angellochsche Wappen.

Das Innere birgt eine hübsche Renaissance-A««.?^/ fr. S.) vom Jahre 1585, bei
der ebenfalls noch gotische Maßwerkverzieningen an der Brüstung auftreten, während
das Ganze auf einer reizvollen Renaissancesäule mit korinthischem Kapital ruht. Leider
alles weiß übertüncht.

Von den drei Glocken nur die größte alt, von Lukas Speck aus Heidelberg
(Jahreszahl unleserlich) gegossen.

An der Wegkreuzung inmitten des Ortes das ehemalige Rathaus mit folgender
Bauinschrift über dem hübsch verzierten Barockportal: „Anno zyjj ist dieß Rathaus
erbaut, zu der Zeit ist Schultheiß gewesen Johann Jacob Lörts. die gemeinde
ist zu 60 burger gestanden" Untergeschoß massiv, darüber Fachwerkaufbau mit
hübschem Giebel. Das Wappenschild, das, von einem Kranze umgeben, mit der Inschrift
angebracht ist, zeigt drei Ähren.

STREICHENBERGER HOF

Schreibweisen: Strihenberg oder Strichenberg häufig im 14. und 15. Jh.

Geschichtliches. Die alte, halbwegs zwischen Stebbach und Riehen gelegene Geschieh
Burg tritt im 14. Jh. zuerst als im gleichzeitigen Besitz mehrerer Geschlechter befindlich
in der Geschichte auf. Als Eberhard vonMentzingen i.J.i385 die Feste »Strichen-
berg als rechtes Mannlehen von Ruprecht dem Älteren, Pfalzgrafen bei Rhein« empfing,
werden in der betreffenden Urkunde als Vorbesitzer der „alte Raven von Strichenberg,
Albrecht von Encsberg und Fries von Urbach mit siner mutier1, genannt. Es
scheint also auch ein eigenes Geschlecht von dieser Burg den Namen geführt zu haben.
Aus Mentzingenschem Besitz gelangte die Burg i. J. 1448 an Wilhelm von Angel loch,
danach 1560 an Philipp von Neiperg (s. unten die Inschrift am Palastreppenturm).
Seit dem 17. Jh. bis jetzt als ehemaliges kurpfälzisches Lehen im Besitze der Grafen von
Degenfeld-Schomburg.

Die auf einem niedrigen Hügel sich erhebende ehemalige stolze Feste ist jetzt ein Mtes &
Gräflich Degenfeldscher Gutshof, dessen Neubauten die alte Wehranlage in wesentlichen
Teilen vernichtet haben, wie denn auch die einstigen Herrschaftsbaulichkeiten meistenteils
ganz in Trümmern liegen. Letztere bilden den höchst gelegenen Kern, die Hochburg,
die von einer Vor bürg mit alten und neuen Wirtschaftsgebäuden rings umgeben ist.
Eine starke Wehrmauer mit teilweise noch erhaltenen runden Ecktürmen schirmte das
Ganze. Sie dürfte aus der Zeit stammen, in der die Burg im Besitze der Herren von
Angelloch (1448 bis 1560) war und u. a. auch das Haupttor zur inneren Burg von
diesen neu angelegt worden ist {s. unten).
 
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